Internet-Spekulationen zu ORF-Star Twaroch

Kommt endlich Anti-Hass-Gesetz?

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Spekulationen um Tod von Twaroch im Netz. Verleger Mucha fordert Regierung zum Handeln auf. 

Wien. Für die Österreicher war sie das Fenster nach Frankreich: Seit 1991 berichtete ORF-Journalistin Eva Twaroch höchst kompetent über alle relevanten Ereignisse aus Paris, war ungemein beliebt, die Qualität ihrer journalistischen Arbeit hoch geschätzt. Nun starb sie im Alter von 55 Jahren.

Spekulationen. Die Anteilnahme am Tod der Trägerin des Goldenen Verdienstzeichens ist riesig: Tausende drückten in Internet-Foren ihre Trauer aus. Doch darunter waren auch Beiträge, in ­denen pietätlos über die Umstände ihres Todes und ihre Familie spekuliert wurde. „Das sind Dinge, die gehen überhaupt nicht“, sagt der Verleger Christian W. Mucha im Interview mit ÖSTERREICH (siehe rechts).

Bösartigkeiten. Vor allem ein Medium hat Mucha im Visier:  Gegenüber ÖSTERREICH bezeichnet er das Internet-Forum des ­liberalen Standard als „Zentralorgan des Hasses und Spielwiese von Trollen und Neurotikern“. Mucha dokumentierte aus seiner Sicht pietätlose Postings, „die nicht gelöscht werden“. „So etwas gibt es bei anderen Zeitungen nicht“, so Mucha.

Sorgfalt. Muchas Kritik will der Standard nicht stehen lassen. „Selbstverständlich wurde das Forum zum Ableben von Eva Twaroch sorgfältig moderiert“, sagte Community-Chef Christian Burger zu ÖSTERREICH. Regelwidrige Postings seien gelöscht worden.

Klarnamen. Mucha sieht die Politik gefordert: „Ich hoffe, dass 2019 das Jahr ist, in dem die Regierung endlich ernst macht und diese Dinge abstellt.“ Er fordert Klar­namen­pflicht in Internet-Foren und harte Strafen. Das hat die Regierung auf ihrem Gipfel zum  Thema Hass im Netz auch versprochen. Passiert ist bis heute noch nichts.

 

"Bin schockiert über die Horde pietätloser Trolle"

ÖSTERREICH: Was stört Sie an den Beiträgen zum Tod von Eva Twaroch im Forum des „Standard“?

Christian W. Mucha: Ich war schockiert, dass eine Horde pietätloser User über die Todesursache spekuliert. Da wurden unvorstellbare Äußerungen gemacht. Das ist der Standard beim Standard. Die Leute können posten, was sie wollen. Das ist ihr Geschäftsmodell.

ÖSTERREICH: Sie ­sagen  also, der „Standard“ schüre Streit im Forum für mehr Zugriffe?

Mucha: Selbstverständlich! Es ist das Geschäftsmodell des Standard und der Bereich, in dem er noch Geld verdient. Macht die Regierung ernst und dreht dem Standard das anonyme Forum ab, dann ist er geliefert.

ÖSTERREICH: Ist eine Klar­namenpflicht die Lösung?

Mucha: Es wäre ein Schritt. Diejenigen, die sich auf­regen, dass damit ­ihre Freiheit beeinträchtigt wird, fahren ja auch nicht ­ohne Kennzeichen mit 300 km/h auf der Autobahn.

(baa)

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