Streit um Mittelmeer-Route

Jetzt greifen Seenot-Retter Kurz an

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Sebastian Kurz kritisierte die Seenotretter und ärgert damit auch FPÖ-Mann Kickl.

Wien/Rom. Kurz hat den Einsatz von privaten Hilfsorganisationen als Seenotretter im Mittelmeer heftig kritisiert. Er halte es für falsch, wenn sich Nichtregierungsorganisationen, wie „Sea-Watch“ und deren Kapitänin Carola Rackete, daran beteiligen, Menschen illegal nach Europa zu bringen. Kurz: „Sie wecken damit nur falsche Hoffnungen und locken unabsichtlich noch mehr Menschen in Gefahr“, sagte er.

 

Video zum Thema: Kurz: Gerettete Migranten sollen nicht nach Europa

 

Jetzt kontern die Helfer: „Die Ansichten von Kurz sind einfach nur unmoralisch und bedenklich“, behauptet „Sea-Watch“-Sprecher Ruben Neugebauer im ÖSTERREICH-Gespräch: „Kurz nimmt das mit dem Völkerrecht halt nicht so genau“ (siehe rechts). Auch Kurz’ Biograf und Bild-Redakteur Paul Ronzheimer greift den Altkanzler an: „Kurz sagt das schon seit Jahren – und ­ignoriert dabei völlig, was in Libyen, dem Land, aus dem sich immer noch Zehntausende auf den Weg nach Europa machen, passiert. Flüchtlinge sitzen dort eingepfercht wie Tiere, es gibt keine Toiletten, Krankheiten breiten sich aus.“

Angriff. Kritik am Altkanzler kommt auch von Ex-Innenminister Kickl. „Vor einer Woche habe ich gefordert, sich in der Frage der sogenannten Seenotretter hinter Italiens Innenminister Salvini zu stellen und ihn offensiv für seine Vorgangsweise zu unterstützen. Von Herrn Kurz gab es nur Schweigen. Jetzt, eine Woche später – wohl nachdem ein paar Umfragen gemacht worden sind –, vertritt auch er die Position, dass Flüchtlinge zurück nach Afrika zu bringen sind“, so der FPÖ-Politiker.

 

Video zum Thema: Seenot-Rettung: Kickl attackiert Kurz

 

Kapitänin. Ausgelöst hat die neuerliche Flüchtlingsdebatte „Sea-Watch“-Kapitänin Carola Rackete. Die 31-jährige Deutsche hatte ihr Schiff mit 42 Migranten gegen alle Verbote in den Hafen von Lampedusa (Italien) gesteuert.

Heute hätte sie in Sizilien abermals vor Gericht stehen sollen. Der Termin wurde verschoben. Auf den 18. Juli. Grund: Die Anwälte in Italien streiken.

Sea-Watch-Sprecher: "Kurz' Argumente sind unmoralisch"

ÖSTERREICH: Kurz kritisiert die Arbeit von „Sea-Watch“ und anderer NGOs. Ihr Einsatz würde nur die „Sogwirkung“ erhöhen.

Ruben Neugebauer: Das ist völliger Blödsinn. Es stimmt nicht, dass die Anwesenheit von Rettungskräften im Mittelmeer gleichbedeutend mit dem Anstieg von Flüchtlingszahlen ist. Das ist eine abenteuerliche Argumentation, die halt bei den Menschen gut ankommt.

ÖSTERREICH: Behauptet wird auch, dass Seenotretter indirekt mit Schleppern arbeiten.

Neugebauer: Wäre dem so, würde es keine Bootsunglücke geben. Mit derselben Argumentation könnte man auch die Bergwacht verbieten. Es ist unmoralisch und bedenklich, wenn ein Ex-Bundeskanzler mit so einer Argumentation um die Ecke kommt. Da muss man sich echt Sorgen machen.

(wek)

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