Historischer Umsturz

Kärnten-Wahl: SPÖ-Triumph, blaues Desaster

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SPÖ-Kaiser ist neuer Landeshauptmann: Gerhard Dörfler am Boden.

Der 3. März 2013 geht in Österreichs Politikgeschichte ein – nie zuvor legte eine Partei einen derart krachenden Absturz hin wie gestern die FPK unter Landeshauptmann Gerhard Dörfler: Gigantische 27,5 Prozent verloren die Kärntner Freiheitlichen, ein historisches Desaster. Am Ende kamen die Blauen nur noch auf 17,1 %.

„Peter Kaiser ist der Sieger“, zollte Dörfler dem SPÖ-Chef Anerkennung: „Das ist eine außerordentliche Niederlage. Gerhard Dörfler ist durchgerasselt“, stellte der Ex-Landeshauptmann geschockt die Selbstdiagnose. Jörg Haiders Erbe ist in Kärnten damit endgültig weggefegt.

Die einst allmächtige FPK hat nur noch einen Sitz in der Kärntner Landesregierung: „Diese Niederlage tut sehr weh. Wir haben die Lage völlig falsch eingeschätzt“, klagt FPK-Chef Kurt Scheuch mit Tränen in den Augen: „Wir haben eben keinen Jörg Haider mehr als Spitzenkandidaten.“ Für Dörfler sind die Tage in der Politik gezählt.   

Der neue starke Mann in Kärnten ist Peter Kaiser. Der gigantische Jubel, der Sonntagnachmittag in der Kärntner SPÖ-Zentrale ausbrach, war bis weit auf die Straße zu hören. Mit 37,1 % ist die SPÖ die neue klare Nummer 1 in Kärnten.

KTN Wahl
© oe24

Rot-Grün könnte Mehrheit schaffen
Mit dem starken Ergebnis im Gepäck wartet auf Kaiser nun eine gewaltige Aufgabe: „Ich stelle den Anspruch auf den Landeshauptmann“, sagte er. Er könnte eventuell sogar mit den Grünen regieren. Laut SORA-Analyse von Sonntagabend dürfte nach Auszählung der Wahlkarten ein Mandat vom BZÖ zu den Grünen wandern. Rot & Grün hätten dann 19 von 36 Sitzen im Landtag.

Wahlgewinner ist auch das Team Stronach. Gerhard Köfer, Spittals Bürgermeister, schaffte auf Anhieb den Sprung auf 11,3 Prozent. Ein fulminanter Erfolg – um so mehr als Köfer wohl auch als Landesrat in die Regierung einziehen dürfte.

Die Grünen und ihr Aufdecker Rolf Holub erreichten immerhin 11,8 %, das BZÖ zog mit 6,5 % in den Landtag ein und darf auf ein Weiterleben hoffen ...
 

Die Reaktionen in Kärnten

Dörfler: "Bin kein Versorgungsfall"

ÖSTERREICH: Herr Dörfler, werden Sie nach dieser historischen Niederlage nun zurücktreten?
Gerhard Dörfler: Das kann sein, muss aber nicht sein. Ich bin kein Versorgungsfall. Meine Lebenswelt ist nicht von Funktionen abhängig. Man kann im Leben nie etwas ausschließen.

ÖSTERREICH: Viele Analysten meinen, dass nicht Sie abgewählt wurden, sondern vielmehr die Skandale Ihrer Parteikollegen zur Niederlage geführt haben?
Dörfler: Ich bin kein wehleidiger Mensch, dass ich die Niederlage auf andere abschiebe.   Ich war Spitzenkandidat bei dieser Wahl und ich habe auch das Ergebnis zu verantworten. Aber es ist unsere Aufgabe, die Fehler in den nächsten Tagen und Wochen zu analysieren. Aber es wäre kühn, jetzt schon zu wissen, was da falsch gelaufen ist.

ÖSTERREICH: Ist heute Ihr schlimmster Alptraum wahr geworden?
Dörfler: Es ist sicher kein glorreicher Tag.  Aber ich werde heute trotzdem gut schlafen. Mich haben Siege nicht verdorben, also werden mich Niederlagen nicht zur Verzweiflung bringen. Ich habe in meinen Leben schon sehr viel erlebt und viele wertvolle Menschen verloren. Ich weiß, dass nichts von Dauer ist. Meine Zeit als Landeshauptmann war wunderbar. Ich habe einen historischen Wahlkampf geführt,  wo erstmals der Ortstafelstreit kein Thema war.

ÖSTERREICH: Sie haben aber auch eine historische Niederlage eingefahren?
Dörfler: Ich bin ein demütiger Mensch. Erfolg bedeutet auch mehr Last auf den Schultern. Ich wünsche meinem Nachfolger Peter Kaiser alles Gute. Und ich hoffe, dass sein linkes Herz auch ein bisschen die Mitte findet.

ÖSTERREICH: In der Landesregierung sitzen nun sechs Parteien. Ist Kärnten da überhaupt noch regierbar?
Dörfler: Jetzt müssen alle, die große Ankündigungen gemacht haben, auch beweisen, dass sie es können. Sicher ist: Ich war ein Mann der Taten.  Jetzt gibt es eine neue Ära. Alle werden viele reden und es wird viele Landtagssitzungen geben, bis etwas beschlossen wird. Schauen wir bei der nächsten Wahl, ob den Kärntnern diese Art von Politik gefällt.

 

"Jetzt herrscht Kaiserwetter"

ÖSTERREICH: Sie haben die FPK weggefegt, was waren die Ursachen?
Peter Kaiser: Es war die Unzufriedenheit in Kärnten mit der Sachpolitik im Land. Die Skandale, die Korruption – die Menschen haben genug, sie wollen wieder offene, ehrliche Politik. Endlich gibt es wieder Transparenz im Land. Der Absturz der FPK ist die größte Niederlage einer Partei in Österreich, das hat es noch nie gegeben. Allein das zeigt, wie unzufrieden die Menschen waren. Jetzt herrscht Kaiserwetter in Kärnten.

ÖSTERREICH: Was wird jetzt geschehen?
Kaiser: Die Wahlen brachten die komplette Wende im Land, es herrschen klare Verhältnisse. Ich stelle den Anspruch auf den Landeshauptmann.

ÖSTERREICH: Wird es eine FPK-Zusammenarbeit geben?
Kaiser: Ich werde mit allen sprechen und will keinen ins Eck stellen.

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Kärntens Kandidaten bei der Stimmabgabe