Weniger als gedacht

Kassen erwarten heuer 238 Millionen Defizit

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Das ist weniger als ursprünglich kalkuliert. Insgesamt liegt der Schuldenstand der Gebietskrankenkassen bei 840 Millionen Euro.

Bei den Krankenkassen zeichnet sich eine leichte Entspannung ihrer Finanzlage ab, sie bleiben aber weiter tief im Minus. Nach der jüngsten Prognose des Hauptverbandes wird für heuer ein Defizit von 238 Millionen Euro für die gesamte Krankenversicherung erwartet. Anfang des Jahres hatte man noch 314 Mio. befürchtet. Der Grund dafür ist die gute Beschäftigungslage, die den Kassen mehr Beiträge bringt.

Gesamtschulden von 840 Mio
Der Schuldenstand aller Gebietskrankenkassen wird voraussichtlich mit Ende des Jahres rund 840 Millionen Euro betragen. Ein positives Vermögen können nur drei Kassen aufweisen, nämlich die Oberösterreichische, die Salzburger und die Vorarlberger. In den Koalitionsverhandlungen ist derzeit die Entschuldung der Kassen eines der strittigen Themen.

Neuverschuldung von 238 Mio
Von dem für heuer erwarteten Defizit von 238,3 Mio. Euro der gesamten Krankenversicherung geht mit 231,1 Mio. der bei weitem überwiegende Teil auf das Konto der neun Gebietskrankenkassen. Als einzige im Plus ist die Burgenländische (plus 1,5 Mio.), die Tiroler bilanzieren ausgeglichen, alle anderen negativ. Das größte Defizit wird nach wie vor in Wien prognostiziert (minus 84,8 Mio.). Im Minus ist auch die Kasse der Selbstständigen (minus 46,2 Mio.). Nicht enthalten sind die Auswirkungen des Pharmapakets, die Sozialversicherung hatte mit den Pharmafirmen Einsparungen von rund 40 Mio. Euro pro Jahr vereinbart.

Halbe Mehrwertsteuer in Sicht
Eine Entspannung ist für das kommende Jahr zu erwarten. Angesichts der Halbierung der Mehrwertsteuer auf Medikamente, die allen Trägern zusammen 280 Mio. Euro bringen soll, wird ein Defizit von 64 Mio. Euro prognostiziert. Im Sommer waren noch 387 Mio. Euro befürchtet worden. Für das Jahr 2010 wird jetzt ein Minus von 266 Mio. Euro vorhergesagt, im Sommer waren noch 591 Mio. Euro prognostiziert worden.

Medikamente immer teurer
Größter Preistreiber für die Kassen sind weiterhin die Ausgaben für Medikamente. Hier wird für heuer eine Steigerung von 7,9 Prozent erwartet, im vergangenen Jahr waren es 8,3 Prozent. Mit der Halbierung der Mehrwertsteuer solle es im kommenden Jahr zu einem Ausgaben-Minus von 1,7 Prozent kommen, für 2010 erwartet der Hauptverband aber wieder ein Plus von 6,9 Prozent. Der Verwaltungsaufwand der Krankenversicherungsträger soll von 8,3 Prozent im Vorjahr auf 5,9 Prozent heuer und auf 4,1 Prozent im nächsten Jahr und 3,7 Prozent 2010 sinken.

Hauptverbands-Chef Erich Laminger warnt trotzdem: Aufgrund der Finanzkrise und der Auswirkungen auf die Konjunktur in Österreich würde die Beschäftigung zurückgehen und damit das Beitragseinnahmenniveau. Er appelliert an Regierung und Parlament, den Kassen möglichst bald eine Schuldenentlastung zu gewähren.

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