Österreichs Politiker zittern. Die UEFA stellt dem Bund zu wenig Karten zur Verfügung. Vielen "droht" nun der Platz vor dem Fernseher.
Fußball live bei der EURO - nicht nur für den Durchschnittsösterreicher ein Problem, auch die Politiker werden sich gar nicht so leicht tun, Karten für die Spiele zu erhalten. Gerade einmal 120 Karten hat die UEFA den öffentlichen Stellen für die einzelnen Spiele zugewiesen, für das Finale noch weniger. Einen Ausweg könnten die Kontingente der Host-Citys bringen. Wien, Salzburg, Innsbruck und Klagenfurt dürften über deutlich mehr Tickets verfügen, offizielle Angaben dazu gibt es aber nicht, weil dies die Verträge mit der UEFA untersagen.
200 Karten pro Spiel für Städte
Es ist aber davon die
Rede, dass die Austragungsstädte etwa 200 Karten pro Match nehmen müssen.
Wie sie die dann verteilen, ist ihre Sache. In Klagenfurt wird ein Teil in
Form von VIP-Packages verkauft.
120 Karten für den Bund
Grundsätzlich hat der europäische
Fußball-Verband den öffentlichen Stellen des Bundes nach langen
Verhandlungen 100 Kaufkarten pro Spiel zugestanden. Dazu kommen noch 20
kostenlose Protokollkarten, die in erster Linie dazu da sind, dass der
Bundespräsident bzw. Repräsentanten der Regierung Gäste - vornehmlich aus
dem Ausland - zu Spielen bitten können.
England-Länderspiel als Probe
Eine Art Probegalopp dafür
gibt es schon am Freitag, wenn Vizekanzler Wilhelm Molterer (V) den
designierten BAWAG-Chef David Roberts zum Testspiel-Schlager gegen England
in das Ernst-Happel-Stadion bittet. Bundespräsident Heinz Fischer kommt
diesmal solo. In der Vergangenheit hatten ihn schon öfter Gäste ins Stadion
begleitet, etwa im August der tschechische Präsident Vaclav Klaus.
Nächste Seite: Probleme bei der Aufteilung
Schwierig wird nun, die Karten für die EURO-Spiele aufzuteilen. Denn Ansprüche haben nicht nur Bundespräsident und Regierung sondern auch das Parlament, die Höchstgerichte und sogar die Volksanwaltschaft. Die Verteilung übernimmt das Bundeskanzleramt. Und das wird es vor allem beim Finale nicht sehr lustig haben. Denn da gibt es dann gesamt nur noch 80 Karten, davon 30 für das Protokoll und 50 zum Zukauf. Bei der Eröffnung in Basel wird der Bedarf wohl aus österreichischer Sicht geringer sein, dementsprechend stehen da neben 50 Kaufkarten überhaupt lediglich zehn Protokollkarten zur Verfügung.
Finalkarten für den Bundespräsidenten
Erste
"Anmeldungen" gibt es bereits. Aus dem Büro von Bundespräsident Fischer
heißt es, dass das ohnehin fußballinteressierte Staatsoberhaupt jedenfalls
den drei Spielen der ÖFB-Elf folgen wird. Zudem wird er beim Finale im
Publikum sitzen. Ob Gäste mit dabei sind, konnte die Hofburg zum
gegenwärtigen Zeitpunkt noch nicht sagen. Ebenfalls wohl erfolgreich um
EURO-Karten bemühen werden sich Bundeskanzler Alfred Gusenbauer und
Vizekanzler Molterer.
Gäste bei Bartenstein
Definitiv Gäste mitbringen möchte
Wirtschaftsminister Martin Bartenstein (V). Es sei geplant, wichtige
Persönlichkeiten aus der Wirtschaft zu einzelnen Spielen einzuladen, hieß es
aus seinem Büro. Zumindest persönlich teilnehmen möchte Justizministerin
Maria Berger (S) - "wenn ich Karten bekomme". Zwar nicht zum Fußball-Fan
mutieren wird eigenen Angaben zu Folge Frauenministerin Doris Bures (S). Das
ein oder andere Spiel hätte sie dann aber doch ganz gerne gesehen.
Fleissiger Westenthaler
Als besonders fußballeifrig erweist sich
BZÖ-Obmann Peter Westenthaler. Der frühere Vorstand der Fußball-Bundesliga
hat sich bereits Karten für alle Österreich-Matches und einige andere
Begegnungen besorgt. Er wolle auf jeden Fall schauen, dass er in jedem der
Stadien ein Spiel sehe. Schließlich sei eine Heim-EM ja etwas Historisches,
betonte Westenthaler, der auch bei der vergangenen Europameisterschaft in
Portugal sowie bei der WM Stadiongast war. Die Karten hat er sich übrigens
bereits selbst organisiert und sie auch bezahlt - "mit einem tiefen Griff in
die Privatschatulle".
Van der Bellen wartet ab
Noch nicht klar ist, ob ein weiterer
oppositioneller Fußball-Fan den Weg ins Stadion findet.
Grünen-Bundessprecher Alexander Van der Bellen ließ ausrichten, er wolle
zunächst einmal abwarten, ob den Grünen Tickets zufielen. Dies wird wohl
auch von Nationalratspräsidentin Prammer abhängen, die noch nicht weiß, wie
viele Karten im Parlament letztlich zu verteilen sind. Sie selbst kündigte
sich schon einmal für die Österreich-Spiele an.