Fachärztin, Gewerkschafterin, Spitalsmanagerin und Gesundheitsministerin der ÖVP - Andrea Kdolsky kann auf eine bunte Karriere zurückblicken.
2006 wurde Andrea Kdolsky von Vizekanzler Wilhelm Molterer ins Regierungsteam geholt und Gesundheitsministerin. Doch mit ihrem "Outing" ihres Privatlebens vor einem Jahr hatte sie es sich bereits mit großen Teilen der Partei verscherzt.
"Bunter Vogel" der Partei
Nach einer recht steilen
Karriere von der Fachärztin und Gewerkschafterin als Spitalsmanagerin an die
Spitze der NÖ Landeskliniken-Holding wurde die am 2. November 1962 in Wien
geborene Kdolsky damit zum "bunten Vogel" der ÖVP in der wiederaufgelegten
Großen Koalition. Als solchem verzieh man der Gesundheitsministerin noch
Eingeständnisse wie dass sie hie und da gerne raucht oder Schweinsbraten
isst.
Machte sich durch Scheidung unbeliebt
Das "Outing" ihres
Privatlebens vor einem Jahr - die Scheidung und die neue Partnerschaft mit
dem früheren Kabinettschef im Innenministerium, Philipp Ita - nahmen ihr
aber sowohl die Parteifreunde als auch die Wähler krumm. Sie stürzte in den
Umfragen - in denen sie zuvor sehr gute Werte eroberte hatte - ab und musste
sich immer wieder Kritik auch von Parteifreunden an ihrer Arbeit gefallen
lassen, so wurde die von ihr vertretene Gesundheitsreform auch von großen
Teilen der Partei bekämpft.
Warnstreik gegen Uni-Reform
Als Gewerkschafterin rief sie 2002
zum Warnstreik gegen die von der ÖVP forcierte Uni-Reform auf - der Ausstand
blieb allerdings erfolglos. Für die Uni-Ärzte erkämpfte sie im gleichen Jahr
die Verlängerung einer umstrittenen Betriebsvereinbarung über die
Arbeitszeit an Uni-Kliniken.
Jus-Studium vorm Medizin-Studium
Zielstrebig war Kdolsky in ihrer
Laufbahn nur beim Weg nach oben, fachlich hat sie einige Haken geschlagen.
Geboren am 2. November 1962 in Wien, begann sie ein Jus-Studium, weil sie,
wie sie einmal sagte, "Rächerin der Witwen und Waisen" sein wollte. Als ihr
das zu langweilig wurde, studierte sie auch noch Handelswissenschaften,
arbeitete nebenbei und begann erst mit 24 mit dem Medizin-Studium, das sie
1993 abschloss. Ihren Turnus absolvierte sie im Krankenhaus Eggenburg, es
folgte die Facharzt-Ausbildung für Anästhesie und Intensivmedizin am Wiener
AKH.
ÖVP-nahe Studentenvertreterin
Politisch hat sie sich schon
als Studentenvertreterin bei der VP-nahen Österreichischen Mediziner Union
(ÖMU) engagiert, schaffte es dabei zur Vorsitzenden der Fakultätsvertretung,
wurde später Mittelbau-Vertreterin und Gewerkschafterin in der Fraktion
Christlicher Gewerkschafter (FCG). Zuerst als stellvertretende Vorsitzende
der Bundessektion Hochschullehrer in der Gewerkschaft Öffentlicher Dienst
(GÖD) und ab April 2001 als Sektionsvorsitzende hat sie ein neues
Hochschullehrer-Dienstrecht mit Bildungsministerin Elisabeth Gehrer (V)
ausverhandelt.
Krankenhausmanagerin in NÖ
ach ihrem Abtritt von der Spitze
der Hochschullehrer-Gewerkschaft wandte sich die Ärztin, die von 2002 bis
2004 den Lehrgang für Krankenhausmanagement und Ökologie an der
Wirtschaftsuniversität absolviert hat, dem Management zu: Sie wurde
Krankenhausmanagerin des NÖ Gesundheits- und Sozialfonds, half mit, die NÖ
Landeskliniken-Holding aufzubauen, deren Chefin sie seit dem Vorjahr ist.
Mit fast 14.000 Mitarbeitern an 24 Klinik-Standorten ist die Holding damit
einer der größten Klinikbetreiber Österreichs. Zudem wurde Kdolsky heuer vom
Bund in das Kuratorium der geplanten Elite-Uni ISTA (Institute for Science
and Technology Austria) entsendet.