Während der Kanzler in der EU-Personalkommission um rote Top-Jobs – ohne Österreicher – verhandelt, wirft ihm die ÖVP daheim Verrat vor.
Hat er? Oder hat er nicht? Ex-EU-Kommissar Franz Fischler will genau wissen, dass EU-Chef José Manuel Barroso Österreich den wichtigen Agrarkommissar angeboten habe – wenn man nur Wilhelm Molterer entsende. Mehrere Insider berichten, dass er dies auch im jüngsten Vorstand der Europäischen Volkspartei in Brüssel wiederholt habe.
VP: Faymann verspielte
ein Milliarden-Ressort
Am Samstag
platzte deshalb dem Chef des mächtigen VP-Bauernbunds, Fritz Grillitsch, der
Kragen: „Faymann hat mit seinem kategorischen Nein eine starke Stimme der
Bauern in Brüssel verhindert. Der Schaden für Österreichs und Europas Bauern
lässt sich nur erahnen.“
Die Vendetta der schwarzen Bauern, weil „ihr“ Willi nicht Kommissar wurde, richtet sich nun voll gegen den Koalitionspartner: „Für den Schaden und mögliche Konsequenzen für die österreichischen Bauern aus der Ablehnung Molterers ist allein Faymann verantwortlich.“
Kanzler: Barroso hat nie ein Ressort versprochen
Im
ÖSTERREICH-Interview kontert Werner Faymann ungewohnt heftig: Es habe „nie
ein Angebot fürs Agrarressort gegeben“. Und: „So kann man in Europa nicht
auftreten.“ Josef Pröll selbst habe Johannes Hahn statt Molterer als
Kommissar vorgeschlagen. Man riskiere so, dass Hahn bei der Wahl im
EU-Parlament schwer ins Stolpern komme.
Jenseits dieses Koalitionswirbels plagen Faymann freilich derzeit ganz andere Sorgen: Er muss sich auch damit herumschlagen, dass die EU-Sozialdemokraten aus ihrer Krise herausfinden – in einer Personalkommission mit Spaniens Regierungschef Zapatero und dem Vorsitzenden der europäischen Sozialdemokraten Rasmussen sucht er nach einem roten Außenminister der EU, der „für Inhalte“ steht – „möglichst nahe zu Barack Obama“.
Bis Mitte November soll das Paket stehen – ohne Wolfgang Schüssel als Ratspräsident und Alfred Gusenbauer als Außenminister. Denn: „Ich beschäftige mich nicht mit Hätte-Wäre-Diskussionen. Beide wurden niemals vorgeschlagen“, so der Kanzler.