Kritik an Schilda-Aktion:

"Ich bin eine lebende Corona-Bürokratie-Leiche"

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"Nein, sie existieren nicht für uns", hörte der Spanien-Rückreisende beim Wiener Gesundheitsdienst MA15. Das Corona-Formular sei "irgendwo am Amtsweg verschollen", 600 € für Tests waren verjuxt.

"Ja, ich bin eine Corona-Bürokratie-Leiche: Mich gibt's gar nicht mehr in den Aufzeichnungen der Gesundheitsbehörden, obwohl ich das Formular bei der Rückreise aus Spanien vor drei Wochen komplett ausgefüllt habe", berichtet der Wiener Familienvater (52), dass es ihm "gleich komisch vorgekommen sei, dass die Soldaten am Gate des Airports Schwechat nicht genau beantworten konnten, was mit den Corona-Formularen tatsächlich passieren wird".

Statt genauer Kontrolle nur Chaos

Die von bis zu 8000 Passagieren täglich ausgefüllten Zetteln hätten flott an die zuständige Bezirkshauptmannschaft Bruck/Leitha gehen sollen und von dort weiter an die Gesundheitsämter der Hauptwohnsitz-Behörden der Fluggäste, die aus dem Risikoland Spanien in Wien-Schwechat ankommen. Mit dem Wissen über die Rückkehr aus einem Corona-Risikogebiet sollte die Wohnsitz-Behörde dann die Einhaltung der 10-tägigen Heimquarantäne oder die Testung überwachen.

Die Praxis sah und sieht aber anders aus: Die BH Bruck/Leitha geht in Zetteln unter, ebenso die MA15 in Wien. Viele der handschriftlich ausgefüllten Formulare sind nicht leserlich, andere verschwinden beim Transport vom Airport nach Bruck/Leitha und dann nach Wien.

Teure Tests

"Als ich jetzt drei Wochen nach meiner Einreise in Schwechat bei der MA15 nachgefragt habe, wurde mir bestätigt: Es gibt mich gar nicht, der Zettel mit meinen Daten ist verschwunden, es gab nie eine Meldung nach Wien, auch nicht 21 Tage nach meiner Einreise. Ich bin also eine Corona-Bürokratie-Leiche", kritisiert der Spanien-Urlauber heftig "den Amtsschimmel des Gesundheitsministeriums". So ist die Wahrscheinlichkeit ja sehr groß, dass es noch Tausenden anderen Urlaubern ebenso ergangen sein könnte - und er hätte aufgrund der jetzt offensichtlich nicht nachvollziehbaren Bestimmungen des Gesundheitsministeriums 600 € für die Testung der ganzen Familie bezahlen müssen.

"Wir müssen das so bestätigen: Bis heute wurde kein Einreiseformular dieses Passagiers an uns in Wien übermittelt. Das bedeutet, die Meldung des Negativbefunds war völlig wertlos, weil wir nie wussten, dass der Fluggast je unterwegs war", sagt Mario Dujakovic, der Sprecher von Wiens Gesundheitsstadtrat Peter Hacker, zu diesem Fall.

Das vom Gesundheitsministerium verursachte Bürokratie-Chaos sei aber nicht ungefährlich: So würden tatsächlich mit Corona-Viren infizierte Rückreisende nach ihrer Ankunft aus einem Risikoland ohne Testung einfach untertauchen können, da absolut keine Kontrolle garantiert ist. Und: Trotz heftiger Kritik gibt es bisher keine Anzeichen, dass diese Missstände schon bald beseitigt werden.

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