Das Weihnachts-Interview: Caritas-Präsident Michael Landau mahnt die Regierung.
Mindestsicherung und Asyl – Themen, die Landau wichtig sind. Zu Weihnachten fordert er einen Blick auf die Armut im Land.
ÖSTERREICH: Die Opposition wirft der Regierung soziale Kälte vor. Stimmen Sie dem zu?
Michael Landau: 200.000 Menschen sitzen zu Weihnachten in kalten Wohnungen, 400.000 sind manifest arm und 80.000 Kinder auf die Mindestsicherung angewiesen. Armut ist auch bei uns ein Stück Realität. Mein Appell an die Regierung ist, dass sie noch mal genau hinschaut.
ÖSTERREICH: Wird für diese Menschen zu wenig gemacht?
Landau: Kinderreiche Familien gehören zu den armutsgefährdetsten Gruppen. Hier nochmals einzuschränken – wie bei der Mindestsicherung –, ist ein Schritt in die falsche Richtung. Ich habe gesagt, das Koalitionsprogramm ist eines für die Fitten und Starken. Dieser Verdacht wurde bisher nicht entkräftet. Da genügt es nicht, das Wort „sozial“ auf einer Homepage zu posten.
ÖSTERREICH: Innenminister Kickl will, dass jene Menschen, die mit Schlepper kommen, kein Asyl mehr kriegen sollen …
Landau: Wer Schleppern das Handwerk legen will, muss legale Zugänge zum Asyl eröffnen. Der Regierungspakt sieht das Resettlement vor, aber die Regierung setzt es nicht um. Das wäre eine Möglichkeit, dass die Verletzlichsten Schutz bei uns finden.
ÖSTERREICH: Sie sagten, der Innenminister „möchte oberster Freund und Helfer aller Menschen in Österreich sein“ ...
Landau: Fakt ist, die Asylanträge gehen zurück. Mir fällt aber auf, dass die Emotionalitäten dem nicht folgen. Er wäre gut beraten, Fakten Vorrang zu geben vor Gefühlen.
ÖSTERREICH: Was erwarten Sie von der Pflegereform?
Landau: Ich bin froh, dass das Pflegethema in der Regierung angekommen ist. Hier braucht es Zukunftssicherheit, und zwar nicht nur bei der Finanzierung. Ich hoffe, dass die Regierung 2019 dazu nützt, um einen Masterplan zu entwickeln, der ganz stark an der Realität der Betroffenen Maß nimmt. Da werden wir uns in die Gespräche einbringen. (fis)