Nach EU-Wahlerfolg

Martin auch Gewinner in Geldfragen

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Das dicke Plus an Stimmen beschert Hans-Peter Martin einen staatlichen Ersatz seiner Wahlkampfkosten, weit über den aufgewendeten Mitteln. Nun will er 100.000 Euro dem Integrationshaus spenden.

Die EU-Wahl war für die SPÖ nicht nur eine politische Pleite, sondern auch ein finanzielles Verlustgeschäft: Nach eigenen Angaben hat die SPÖ für den Wahlkampf 3,5 Mio. Euro veranschlagt - aus der staatlichen Wahlkampfkostenrückerstattung bekommt sie aber nur 3,15 Mio. Euro zurück. Auch finanziell großer Sieger der EU-Wahl ist dagegen Hans-Peter Martin, der 2,36 Mio. Euro an staatlichen Mitteln erhält, nach eigenen Angaben aber nur 500.000 Euro Wahlkampfbudget eingeplant hatte.

Alles in allem 12,4 Mio. rückerstattet
Insgesamt zahlt die Republik ÖVP, SPÖ, Liste Martin, FPÖ und Grünen 12,4 Mio. Euro an Wahlkampfkostenrückerstattung. Eine halbe Million Euro für das BZÖ könnte mit dem Vertrag von Lissabon noch dazukommen.

Gewinn für ÖVP, Verlust für SPÖ
Das größte Stück vom Kuchen erhält die stimmenstärkste Partei ÖVP mit 3,92 Mio. Euro. Ihr offizielles Wahlkampfbudget von 3,5 Mio. Euro ist damit abgedeckt. Die SPÖ steigt dagegen mit Verlust aus: Einem offiziellen Budget von 3,5 Mio. Euro steht eine staatliche Förderung von 3,15 Mio. Euro gegenüber.

Dicke Kohle für Hans-Peter Martin
Ein besonders kräftiges Plus bleibt unterm Strich bei Hans-Peter Martin, der nach eigenen Angaben eine halbe Million Euro budgetiert hatte und nun 2,36 Mio. Euro erhält - deutlich mehr als 2004: Damals hatte Martin 1,49 Mio. Euro an Wahlkampfkostenrückerstattung erhalten. Das Bundeskanzleramt versuchte damals eine Rückforderung gegen Martin durchzuboxen. Anfang 2008 bestätigten vom Finanzministerium eingesetzte Wirtschaftsprüfer aber die widmungsgemäße Verwendung der Mittel. Nun will der Fraktionslose Medienberichten zufolge 100.000 Euro dem Integrationshaus-Projekt von Willi Resetarits, bekannt als "Ostbahn-Kurti" spenden.

Plus auch für die FPÖ, Grüne sind pari
Ebenfalls mit Gewinn steigt die FPÖ aus der EU-Wahl aus, wenn man den Angaben zum Wahlkampfbudget trauen darf: Demnach hat die FPÖ eine Mio. Euro budgetiert und erhält 1,73 Mio. Euro vom Staat zurück. Für die Grünen war die Wahl demnach ein Nullsummenspiel: Ausgaben von offiziell 1,2 Mio. Euro stehen Rückzahlungen von 1,26 Mio. Euro gegenüber.

BZÖ kriegt keinen roten Heller
Den größten Verlust muss freilich das BZÖ verbuchen: Obwohl die Partei nach eigenen Angaben 1,5 Mio. Euro in die Europawahl investiert hat, schaut sie bei der Wahlkampfkostenrückerstattung durch die Finger, weil sie trotz 4,7 Prozent der Stimmen kein Mandat geschafft hat. Eine Hoffnung bleibt dem BZÖ noch: Sollte der Vertrag von Lissabon in Kraft treten, erhält Österreich zwei zusätzliche EU-Abgeordnete - einen davon würde das BZÖ stellen. Damit würde die Partei vom von ihr bekämpften EU-Reformvertrag auch finanziell profitieren: Die Nachzahlung für die Orangen würde nach Angaben des Bundeskanzleramts 586.000 Euro betragen. Diese würden zusätzlich ausgezahlt - den anderen Parteien droht also keine Rückforderung.

Leichte Verschiebungen bei den Zahlen könnten sich noch nach Auszählung der Wahlkarten ergeben, denn die exakten Förderbeträge bemessen sich nach der genauen Anzahl der Stimmen für die jeweiligen Parteien.

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