Trennung von Wien als "Geburtsstunde"

Matinee: Niederösterreich feiert 100-Jahr-Jubiläum

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Mit einer Jubiläumsmatinee ist am Donnerstag das 100-Jahr-Jubiläum Niederösterreichs gefeiert worden.

Die Trennung von Wien "war die Geburtsstunde unseres eigenständigen, souveränen Bundeslandes Niederösterreich", sprach Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) von einem "Beginn". Bundespräsident Alexander Van der Bellen bezeichnete Niederösterreich als "Land der vielen Facetten". Zudem wurde beim Festakt im Palais NÖ, dem früheren Landhaus in Wien, eine Zeitkapsel befüllt.

Mikl-Leitner: "Weg war nicht immer einfach"

Am 1. Jänner 1922 war das Trennungsgesetz in Kraft getreten, mit dem sich Niederösterreich von der Bundeshauptstadt Wien löste, erinnerte Mikl-Leitner. Die Landeshauptfrau sprach mit Blick auf die vergangenen 100 Jahre von einem "Weg, der nicht immer einfach war" mit vielen Prüfungen, etwa dem Zweiten Weltkrieg sowie Armut und Aufbauarbeit danach. Als historische Ereignisse nannte Mikl-Leitner weiters den Fall des Eisernen Vorhangs, den EU-Beitritt Österreichs, die EU-Erweiterung und die Landeshauptstadtwerdung St. Pöltens. "Wir haben es geschafft, diese Umbrüche für die dynamische Entwicklung des Landes zu nutzen", betonte sie.

"Vieles ist uns gelungen im Jubiläumsjahr 2022, aber was zu Beginn des Jahres niemand ahnen konnte: Dieses Jubiläumsjahr wird überschattet von globalen Krisen mit historischem Ausmaß", sagte die Landeshauptfrau. Es gelte zurückzublicken auf das, was erreicht wurde und Kraft zu tanken für das Bevorstehende. Niederösterreich habe sich von einer "Region, die lange Zeit am Rande stand, zu einer Region, die vorangeht" sowie von einem reinen Agrarland zum Agrarland Nummer eins und zu einem erfolgreichen Wirtschafts-, Kultur, Tourismus- und Wissenschaftsland entwickelt. Das Bundesland sei "von einer Verwaltungseinheit zum Herzensland geworden, von einem Landstrich zu einer Heimat". "Wir sind Niederösterreicherinnen und Niederösterreicher geworden", betonte die Landeschefin.

Landeshauptfrau betont das Gemeinsame

Als eine von vier zentralen Botschaften erklärte Mikl-Leitner, "dass wir die Geschichte wach halten müssen" - Werte wie Friede, Freiheit und Demokratie seien "keine Selbstverständlichkeit". Zweitens gelte es, die Herausforderungen der Gegenwart anzunehmen, etwa als Land mit Maßnahmen gegen die Teuerung zu helfen. Außerdem müsse man weiter auf das Gemeinsame setzen. Es sei zudem "wichtig und richtig", in dieser Zeit das 100-jährige Bestehen zu feiern und die Geschichte angemessen zu würdigen.

Van der Bellen sagt Unterstützung zu

Van der Bellen sprach von einer "einvernehmlichen Scheidung" von Niederösterreich und Wien. Er plädierte für Solidarität, also sich nicht spalten zu lassen und dafür zu sorgen, dass niemand zurückgelassen wird: Dass jeder Mensch, der die Heizungsrechnung nicht bezahlen kann, mit entsprechender Unterstützung rechnen könne. Er wünsche sich, dass jene Personen, die die Zeitkapsel öffnen werden, "denken, damals haben wir gezeigt, was uns wichtig ist, haben mutig und klar Position bezogen und sind unseren Werten treu geblieben", sagte der Bundespräsident in seiner Festansprache.

Die Zeitkapsel wurde mit Briefen von Mikl-Leitner, ihrem Vorgänger an der Landesspitze Erwin Pröll, Van der Bellen sowie von Wiens Bürgermeister und Landeshauptmann Michael Ludwig (SPÖ) befüllt, auch drei Kinderzeichnungen wurden hineingelegt. Die verschlossene Zeitkapsel wird im Haus der Geschichte im Museum Niederösterreich aufbewahrt und soll erst wieder in 100 Jahren geöffnet werden.

Zahlreiche namhafte Gäste

Der deutsche Schriftsteller und Historiker Philipp Blom sprach in seiner Rede u.a. den Klimawandel an. Bürger seien aufgerufen, gute Vorfahren zu sein und den kommenden Generationen ein "gutes und vitales Land zu hinterlassen". Unter den Gästen befanden sich zahlreiche aus Niederösterreich stammende Politiker, darunter Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka, NÖ Landtagspräsident Karl Wilfing, Verteidigungsministerin Klaudia Tanner und Innenminister Gerhard Karner (alle ÖVP) sowie Mitglieder der Landesregierung. Für die musikalische Umrahmung sorgten Mitglieder des Jugendsinfonieorchesters Niederösterreich und Sigrid Horn. Schriftstellerin Cornelia Travnicek trug ein Jubiläumsgedicht vor.

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