Bohrn Mena

Die Kindes-Weglegung

Ist der Freigang Grassers gerecht? Ein Kommentar von Sebastian Bohrn Mena  

Politisch "erfunden" wurde Karl-Heinz Grasser einst von Jörg Haider höchstpersönlich. Private Bekanntschaft machte er im zarten Alter von nur 23 Jahren mit dem fast doppelt so alten FPÖ-Obmann -und das zahlte sich für ihn beruflich aus. Schon ein Jahr später wurde er Generalsekretär der FPÖ, mit 25 Jahren dann Stv. Landeshauptmann von Kärnten. 1999 schließlich der Höhepunkt als erster FPÖ-Finanzminister der Republik Österreich. Als der Name Karl-Heinz Grasser ein Synonym für politischen Erfolg war, wollte jeder in der blauen Welt sein Freund sein. Als sein tiefer Fall begann, kannte ihn plötzlich niemand mehr.

Dass ausgerechnet das FPÖ-Umfeld jetzt so verbissen auf Grasser hintritt, ist nichts anderes als eine politische Kindesweglegung. Wie so oft in der Geschichte, möchte die FPÖ nichts mehr mit den Verstoßenen zu tun haben. Ich finde das, was wir derzeit in sozialen Netzwerken erleben müssen, extrem niederträchtig - selbst für die FPÖ. Es mag sein Lebensfehler gewesen sein, dass Grasser sich für diese Partie je hergegeben hat, aber niemand hat sich verdient, zum Hassobjekt degradiert zu werden, nur weil er den kranken Vater besucht und dann ein Schnitzel essen geht.

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