Meinung

"Nichts rechtfertigt, Atomkrieg zu riskieren"

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Was man 1945 nach dem Atombombenabwurf der USA auf Hiroshima und Nagasaki gesehen hatte, versetzte die Welt blankes Entsetzen.

Hunderttausende Tote und Verletzte, viele von ihnen mit Langzeitschäden, haben bewirkt, dass die Welt diese Waffe geächtet hat. Trotzdem hat neben den USA und Russland noch eine Reihe weiterer Länder diese schreckliche Waffe in ihrem Arsenal. Daher war es nur logisch, dass nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion neuerlich über ein europäisches Sicherheitssystem nachgedacht wurde. Damit wollte man einen Dritten Weltkrieg beziehungsweise regionale atomare Kriege für die Zukunft ausschließen.

Teil der neuen Sicherheitsordnung war aber auch das deutsch-russische Übereinkommen. Die NATO sollte sich nach der deutschen Wiedervereinigung nicht in den ehemaligen sowjetischen Machtbereich erweitern. Diese Übereinkunft wurde endgültig gebrochen, als die von den USA finanzierten und logistisch unterstützten neuen ukrainischen Machteliten beschlossen haben, einen Antrag auf Aufnahme in die NATO zu stellen.

Während Russland die Aufnahme ehemaliger osteuropäischer Bündnispartner (beispielsweise Polen, Tschechien etc.) noch zähneknirschend tolerierte, war bei ihrem ehemaligen „Kernland“ Ukraine ihre selbst gezogene rote Linie überschritten. Die Reaktion Russlands war der völkerrechtswidrige und selbstbeschädigende Einmarsch 2022 in die Ukraine. Dies entschuldigt auch nicht den Hinweis auf völkerrechtswidrige Kriege der USA (z. B. Irak, Kosovo etc.). Nun er­leben wir einen handfesten Stellvertreterkrieg.

Auch die Kriegsrhetorik des ­US-Präsidenten ist gefährlich

Denn der wahre Krieg findet ­zwischen den USA und Russland statt. Neben den zu verurteilenden Äußerungen und Drohungen Russlands steht die nicht minder gefährliche Kriegsrhetorik des US-Präsidenten Joe Biden. Die kriegsbereiten Kräfte in der US-Führung halten sogar einen auf Europa beschränkten Atomkrieg für möglich. Die Lieferung sogenannter schwerer Waffen senkt die Hemmschwelle in die Richtung einer atomaren Auseinandersetzung.

Führende US-Politiker reden dem ukrainischen Präsidenten Selenskyj schon seit Langem ein, dass dieser Krieg für die Ukraine gewinnbar wäre. Die bisherigen Gewinner sind jedenfalls die Rüstungskonzerne und die Energie- und Lebensmittelspekulanten. Jetzt kann auch endlich die USA ihr teures und umweltschädigendes Flüssiggas zum dreifachen Preis als im eigenen Land nach Europa verkaufen. Jetzt plötzlich sind die Menschenrechtsverletzungen so mancher Länder des Mittleren Ostens (wie zum Beispiel Saudi-Arabien) für die Abwicklung der Geschäfte letztrangig.

Diese Sanktionen tun nicht 
nur den Russen und Putin weh

Die großen Verlierer neben den unmittelbaren Bombenopfern der Russen in der Ukraine und den aus ihrem Land Vertriebenen sind all die Menschen, die unter der gigantischen Teuerungswelle zu leiden haben. Kann sein, dass die Sanktionen „des Westens“ Putin wehtun. Aber auch die sanktionierenden Länder leiden unter schweren wirtschaftlichen und sozialen Schäden. Am gefährlichsten ist jedoch die Tatsache, dass ein Atomkrieg auf europäischem Boden immer wahrscheinlicher wird. Er könnte Millionen an Opfern fordern. John F. Kennedy, einer der meistrespektierten amerikanischen ­Präsidenten, warnte einmal davor, eine Atommacht in eine Situation zu bringen, in der sie ihr Gesicht verlieren könnte.

Nichts rechtfertigt den Einmarsch der ablösereifen Altkommunisten wie Putin in die Ukraine. Nichts rechtfertigt aber auch, einen Atomkrieg zu riskieren.
 

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