Ein Kommentar von Politik-Chefredakteurin Isabelle Daniel
Knapp 40 Prozent - und vor allem nur zwei Prozentpunkte zu verlieren - in Zeiten der Krisen, der Teuerung, der Probleme mit Integration und den Sorgen vor dem Abstieg zu erhalten, ist verdammt viel. In so manchem Bundesland Österreichs reibt man sich erstaunt die Augen und fragt sich: „Wie hat Michael Ludwig das gemacht“?
Der SPÖ-Bürgermeister Wiens hat mit seiner bodenständigen Art und seinem Kurs der Mitte Ruhe ausgestrahlt. Nach Jahren der permanenten Aufgeregtheit hat das durchaus den Nerv von Einigen getroffen. Zudem – und das hat die ÖVP völlig vergessen – gibt es ein starkes Stadt-Land-Gefälle in Österreich. In Wien – dem urbansten Raum des Landes – wählten am Sonntag 70 Prozent Mitte links. FPÖ (sie hat sich fast verdreifacht) und ÖVP schafften es gemeinsam nur auf knapp 30 Prozent.
Ein Wiener geht nicht unter
Die Wiener Roten haben ihr Ergebnis übrigens nicht den berühmten innerstädtischen Bezirken, sondern vor allem den Flächenbezirken und natürlich älteren Wählern zu verdanken. Der Durchschnitts-Wiener grantelt gerne, es gibt auch genügend, dass uns hier nervt, aber die Durchschnitts-Wiener mögen es auch nicht, wenn man einem ausrichtet, dass hier alles untergehen würde. Ein „echter“ Wiener geht schließlich nicht unter. Einen Nerv, den Ludwig getroffen hat …