NEOS-Abgeordnete Henrike Brandstötter sorgte mit ihrem Tweet über den „ASKÖ-Privatstrand“ in Gmunden am Traunsee, wo Andreas Babler zu Gast war, für Aufsehen. oe24 war vor Ort und hat sich selbst ein Bild gemacht.
Vergangenen Freitag teilte Neo-SPÖ-Chef Andreas Babler seine Eindrücke vom Sommergrillfest der SPÖ Gmunden. „Der ASKÖ Gmunden ermöglicht die Nutzung des Traunsees auch für unsere Leute, die nicht mit goldenem Löffel im Mund geboren wurden.“, kommentierte der 50-Jährige seinen Besuch.
„Wie elitär kann man sein?“
NEOS-Abgeordnete Henrike Brandstötter schien von den Ausführungen Bablers nicht sonderlich überzeugt gewesen zu sein. Via Twitter teilte sie gegen den SPÖ-Chef aus, behauptete: „Der Badestrand, von dem Babler hier spricht, ist mitnichten ein öffentlicher Platz für alle, die ‚nicht mit dem goldenen Löffel im Mund geboren wurden‘, sondern ASKÖ-Privatstrand nur für Mitglieder – inkl. Marina mit Bootsliegeplätzen für einige wenige Genossen.“
Freundschaft! Der Badestrand, von dem Babler hier spricht, ist mitnichten ein öffentlicher Platz für alle, die "nicht mit dem goldenen Löffel im Mund geboren wurden", sondern ASKÖ-Privatstrand nur für Mitglieder – inkl. Marina mit Bootsliegeplätzen für einige wenige Genossen. https://t.co/mxmpH1B4iB
— Henrike Brandstötter ???????????????? (@brand_rede) July 9, 2023
In einem weiteren Tweet kritisiert sie schließlich noch die Statuten des ASKÖ-Vereins in Gmunden. In diesen heißt es, jegliche Interessierte könnten ohne Angabe von Gründen abgelehnt werden. „Wie elitär kann man sein? ASKÖ Gmunden: Ja!“, kommentiert sie die entsprechende Passage.
Ein weiterer Twitter-User wies Brandstötter darauf hin, dass solche Reglements standardmäßig in Vereins-Statuten vorzufinden seien, auch in der Satzung der NEOS kommt eine entsprechende Regelung zum Einsatz. Solche Regelungen dienen dazu, Interessierten, die offensichtlich gegen die Werte und Benimm-Regeln des Vereines verstoßen, ablehnen zu können, ohne sich mit einem Parteischiedsgericht herumschlagen zu müssen.
Lokalaugenschein von oe24
oe24 hat sich nun selbst ein Bild vor Ort gemacht. Wie elitär ist der ASKÖ-Privatstrand wirklich? Am Eingang des Badeplatzes hängt ein Schild mit der Aufschrift: „Nur für Mitglieder des ASKÖ Gmunden“. Die Kosten für eine Mitgliedschaft betragen 29 Euro pro Jahr, Senioren und Studenten zahlen 18 Euro, Familien mit allen Kindern 40. Besucher, die nur für einen Tag den Badeplatz nutzen wollen, können dies für einen Betrag von zwei Euro.
Aufgenommen wird jeder. „Egal welcher Partei man angehört. Auch Parteilose sind herzlich willkommen.“, erzählt Dominik Gessert, Obmann des ASKÖ-Gmunden und SPÖ-Stadtparteivorstand, im Gespräch mit oe24. Lediglich in absoluten Ausnahmefällen, „wenn sich jemand grob daneben benimmt“, wird die Mitgliedschaft verwehrt. Das habe dann aber „nichts mit der Parteizugehörigkeit zu tun“, so Gessert. „Der Aussage, es handelt sich um einen ‚privaten SPÖ-Strand’, möchte ich mit aller Vehemenz entgegentreten.“
Der Badeplatz wird seit Vereinsgründung 1919 gepachtet. Zur Verpächter-Familie pflegt der Verein ein gutes Verhältnis und erhält dadurch günstige Konditionen. Dafür kümmern sie sich um die Instandhaltung und erhöhen auch mit eigenen Projekten den Wert des Grundstücks. So wurde erst kürzlich der Steg des Hafens erneuert und ein kleiner Spielplatz für die jüngeren Vereinsmitglieder ist in Planung.
Förderungen von Land und Gemeinde
Finanziert werden diese Projekte hauptsächlich durch Förderungen vom Land und der Gemeinde, bzw. dem ASKÖ-Landesverband. Die Mitgliedsbeiträge spielen hier laut Gessert eine untergeordnete Rolle.
Zudem, und darauf ist der SPÖ-Lokalpolitiker besonders stolz, „ist das Engagement der Mitglieder überwältigend“. Bei größeren Projekten wird ein Großteil der Arbeiten selbst erledigt. In der Kantine des Vereinsheims stehen ehrenamtliche Pensionisten, die sich um die Verpflegung und die Getränkeausschank kümmern. Drei Hafenmeister betreuen die Anlegestellen für die Boote. Unbezahlte Segel-Trainer bieten Kurse und Sommersportwochen für Kinder an. Lediglich die Versicherung wird vom Verein übernommen und „ab und zu gibt es von mir auch ein Dankeschön“, erzählt Gessert. Kosten für einen siebentägigen Segelkurs mit Verpflegung und Rund-um-die-Uhr-Programm: 150 Euro pro Kind.
Ebenso durch Brandstötter in die Kritik geraten, waren die Stellplätze für Boote. Gessert erklärt im Gespräch mit oe24, dass ein Anlegeplatz im seichten Bereich 375 Euro im Jahr für Elektroboote und 575 Euro für Segelboote kostet. Der Preis für einen Bootsanlegeplatz bei privaten Anbietern am Traunsee liegt laut Gessert zwischen 3.000 und 7.000 Euro. In Yachtclubs seien teilweise sogar Einschreibungsbeträge im fünfstelligen Betrag fällig. Insgesamt gibt es 69 Stellplätze, wobei der überwiegende Anteil von parteilosen oder Nicht-SPÖ-Mitgliedern in Anspruch genommen wird. Sollte ein Platz frei werden, gibt es eine eigene Rangliste, wer als nächstes einen Liegeplatz erhält. In der Rangliste vorarbeiten, kann man sich durch überdurchschnittliche sportliche Leistungen bei Wettbewerben sowie Engagement im Verein. Zudem ist auch die Länge der Mitgliedschaft mitentscheidend.
Der ASKÖ-Gmunden zählt insgesamt 2.000 Mitglieder, wobei 1.077 davon zahlend sind, was sich durch Familien oder Pensionisten-Paare ergibt. Aber, und das ärgert Gessert besonders, aktuell kommen immer mehr Mitglieder auf ihn zu, da sie sich den Beitrag nicht mehr leisten können. Gerade ältere Menschen mit Mindestpension kämpfen „mit der hohen Inflation, den enormen Energiepreisen. Das hatte ich vor der Energiekrise noch nie.“ Auch in einer Ratenzahlung, was bei Pensionisten 1,50 Euro pro Monat entsprechen würde, ist es oftmals nicht mehr möglich. „Die stelle ich auf Nullzahler um und sie bleiben ein vollwertiges Mitglied. Denn bei uns spielt das Geld keine Rolle, sondern dass du ein Teil des ASKÖ Gmunden sein willst, dass du dich in den Verein einbringst und du Engagement für den Verein mitbringst, soweit es dir möglich ist.“, so Gessert.
Im oberen Stockwerk des Vereinsheims stehen drei Wohnung für ärmere Mitglieder zur Verfügung. Kosten: 350 Euro pro Monat - warm. Allerdings überlegt der ASKÖ-Obmann, ob er eine der Wohnungen einem naheliegenden Frauenhaus zur Verfügung stellen sollte, sofern diese kurzfristig eine Unterbringung benötigen. Auch bei anderen sozialen Projekten stellt Gessert gerne finanzielle Hilfeleistung oder stellt den ASKÖ-Badeplatz zur Verfügung.
NEOS-Politiker war am ASKÖ-Strand
Erst im Mai war der ASKÖ-Badeplatz in Gmunden Austragungsort der Segel-Europameisterschaft. Bei dem Sport-Event waren auch höhere ÖVP-Politiker anwesend. Besonders brisant: Bei einer anderen Veranstaltung, wo die Musikkapelle auftrat, war auch ein Stadtrat der NEOS vor Ort.
Eine Veranstaltung kann übrigens jedes Mitglied - und auch mit freundlichem Fragen jedes Nicht-Mitglied - abhalten. Für 50 Euro werden Zelt, Griller und Biertische vom Verein zur Verfügung gestellt.
„Wären die Attacken von Brandstötter gegen mich persönlich gewesen, hätte ich nicht darauf reagiert. Aber solche Unterstellungen gegenüber dem Verein und seinen Mitgliedern lasse ich nicht unkommentiert. Ich bin stolz auf meine Mitglieder, die hier großartiges Leisten und keinen einzigen Cent dafür kassieren.“, so Gessert.
Ein abschließender Test des Gewässers konnte nicht durchgeführt werden, da ein schweres Unwetter im Anmarsch war. Fazit: Viel Aufregung um nichts.
Richard Schmid