Aufgrund des stagnierenden Budgets sind mehrere Insitute bedroht.
Die Akademie der Wissenschaften (ÖAW) überlegt aufgrund ihres 2011 stagnierenden Budgets die Schließung von Instituten. "Wir versuchen das natürlich zu vermeiden", betonte ÖAW-Präsident Helmut Denk am Donnerstag Abend im Klub der Bildungs-und Wissenschaftsjournalisten. Allerdings sei die ÖAW "dafür verantwortlich, dass jene Institute, die in der ersten Liga spielen, das entsprechende Budget kriegen, weil sie international sonst nicht mithalten können. Diese konkurrieren mit Einrichtungen etwa in der Schweiz, die das Dreifache für Grundlagenforschung zur Verfügung haben." Es sei daher "wichtig, dass wir Budget umschichten in Institute, die wir aus diesen Gründen weiter fördern müssen - das kann natürlich nur auf Kosten anderer Institute gehen".
"Gibt es Kooperationspartner?"
Zur "ersten Liga" zählen Denk und ÖAW-Generalsekretär Arnold Suppan das Institut für Molekulare Biotechnologie (IMBA), das Institut für Quantenoptik und Quanteninformation (IQOQI), das Forschungszentrum für Molekulare Medizin (CeMM), das Institut für Demographie, das Gregor-Mendel-Institut für Molekulare Pflanzenbiologie (GMI) sowie das Johann Radon Institute for Computational and Applied Mathematics (RICAM). Gespart werden soll bei Instituten, die Zielvereinbarungen nicht erreichen bzw. bei Evaluierungen schlechter abschneiden. Schließungen sind aber nicht die primäre Option: "Wir fragen zuerst 'Gibt es Kooperationspartner ?', 'Kann man Kostensharing durchführen?', 'Kann man das Humankapital fortführen unter welcher Fahne auch immer?'", so Suppan.
Mit Universitäten könnten etwa gemeinsame Berufungen durchgeführt oder gemeinsame Institute eingerichtet werden, um die Kosten in den Griff zu bekommen, meinte Suppan. Ab 2011 werden etwa das Konrad-Lorenz-Institut für Vergleichende Verhaltensforschung der ÖAW und das Forschungsinstitut für Wildtierkunde und Ökologie der Veterinärmedizinischen Universität (Vetmed) am Wilhelminenberg unter der Fahne der Vetmed zusammengelegt. Das Institut für Alternsforschung der ÖAW wiederum soll näher an die Medizin-Uni Innsbruck angebunden werden, um Infrastruktur gemeinsam zu nutzen.
130 Stellen gefährdet
Grundproblem der ÖAW ist nicht zuletzt der Wandel von der Gelehrtengesellschaft zur Forschungsträgerorganisation samt der Neugründung zahlreicher Institute wie etwa IMBA, IQOQI, CeMM oder GMI. Die Budgetentwicklung habe dem zunächst Rechnung getragen, die Basismittel stiegen von 2000 bis 2010 von rund 40 auf zuletzt 87,5 Mio. Euro. "Bis vor eineinhalb Jahren haben wir geglaubt, dass diese Steigerungen so weitergehen können", so Suppan. Durch die "Vollbremsung" beim Budget nach der Finanzkrise habe die Entwicklung aber einen "Knick" bekommen. Nun kämpfe die ÖAW mit steigenden Kosten für Infrastruktur bzw. Personal und müsse zusätzlich Berufungen von Spitzenkräften ins Ausland abwehren - etwa durch mehr Mittel für deren Institute.
Suppan schätzt, dass ca. zehn Prozent der rund 1.300 Jobs bei der ÖAW gefährdet sind. Auch die traditionelle Übernahme der Beamten-Abschlüsse für die ÖAW-Mitarbeiten werde 2011 nicht leistbar sein. Von den Kürzungen betroffen sein werden aufgrund des geringen Verwaltungsanteils primär die wissenschaftlichen Jobs - und hier vor allem aufgrund ihrer größeren Anzahl die jüngeren Mitarbeiter. Nicht gekürzt wird dagegen bei den ÖAW-Stipendien.
"Haben keine Studenten, die irgendwas besetzen"
Ärger herrscht bei Suppan über die Bevorzugung der angewandten Forschung beim Bundesbudget: "Hat der FWF was gekriegt - nein. Hat die Akademie was gekriegt - nein. Hat die Boltzmann-Gesellschaft was gekriegt - nein. Wer hat was gekriegt ? Die Wärmedämmung und die Industrie ihre Abschreibemöglichkeiten (durch die Erhöhung der Forschungsprämie, Anm.)." Hier solle es eine Gleichbehandlung geben. Spielraum für große Proteste sieht er aber nicht: "Unser 'Problem' ist, dass wir keine unmittelbare Kürzung hinnehmen müssen. Das Gleichbleiben bedeutet für uns aber dennoch real eine Kürzung." Jetzt in die Öffentlichkeit zu gehen und zu argumentieren "Wir bleiben nur gleich", werde aber vielleicht falsch verstanden. Denk fügte scherzhaft hinzu, dass man auch "keine Studenten hat, die irgendwas besetzen".
Erleichterungen verspricht sich Suppan von Leistungsvereinbarungen mit dem Bund analog zu den Unis, die erstmals für den Zeitraum 2012-2014 abgeschlossen werden sollen. Dort stehe dann drinnen, dass ein Institut diese und jene Pläne habe und dafür diese und jene Mittel bekomme. "Dann muss die Regierung Farbe bekennen, ob sie etwas will oder nicht."