Polarisierer

Der Dosko-Check: Rettet oder zerstört er die SPÖ?

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Doskozil polarisiert nicht nur seine Partei, sondern auch die Wähler, sagen Experten.

Analyse. Eine Umfrage von Peter Hajek im Auftrag der SPÖ Burgenland hat im Oktober 2022 die SPÖ-Obfraudebatte gestartet. Damals platzierten Mitarbeiter von Hans Peter Doskozil eben jene Umfragen in Zeitungen. Die Hajek-Umfrage wird vom Doskozil-Lager als „Beweis“ herangezogen, dass „nur er die SPÖ im Bund auf Platz eins ­führen“ könne. ÖSTERREICH befragte nun drei Top-Meinungsforscher – die keine Aufträge von der SPÖ Burgenland haben – als unabhängige Experten dazu.

Umfragen bilden "nur den einen Teil ab"

Wirbel. Der erfahrene OGM-Chef Wolfgang Bachmayer sieht bei der Umfrage „die andere Seite nicht ausreichend beleuchtet“. Es stimme zwar, dass Doskozil derzeit bei FPÖ-Wählern punkte und „einige Prozentpunkte mit einer harten Migrationslinie holen“ könne. Es werde aber „zu wenig berücksichtigt, wie viele SPÖ-Wähler er verlieren“ würde. Laut Bachmayer „rund ein Drittel“. Zudem müsse man „die dynamische Entwicklung eines Wahlkampfes mitdenken. Man kann derzeit keine klare Aussage treffen, solange er nicht tatsächlich Spitzenkandidat“ wäre.

Auch Lazarsfeld- und Market-Chef Werner Beutelmeyer sieht ein gespaltenes Bild. Er hat für ÖSTERREICH abgefragt, wer „der bessere SPÖ-Chef“ wäre. Während Doskozil von 41 Prozent der FPÖ-Wähler genannt wird, sprechen sich 41 Prozent der deklarierten SPÖ-Wähler für Pamela Rendi-Wagner aus. „Für ihn sprechen sich nur 18 Prozent der SPÖ-Wähler aus“, so Beutelmeyer. Übrigens: Auch in den Daten von Peter Hajek, die von der SPÖ Burgenland nicht publiziert werden, hält die Mehrheit der SPÖ-Wähler Doskozil „für ungeeignet“. Der Chef des Instituts für Demoskopie und Datenanalyse, Christoph Haselmayer, warnt davor, mit von Politikern beauftragten Umfragen „Politik machen zu wollen“. Er sieht zurzeit ein „Nullsummenspiel für die SPÖ“, wenn Doskozil Spitzenkandidat würde.

Doskozil spreche „am Papier FPÖ und Türkise an, aber er rinnt massiv Richtung Grün und Neos aus“. Haselmayer erklärt zudem: „Im urbanen Bereich würde Doskozil die SPÖ massiv schwächen. In Wien würde die SPÖ mit ihm auf Platz drei, in Graz auf Platz vier abstürzen.“ Außerdem würde ihm die „Ansage für Rot-Grün-Neos bei ÖVP und FPÖ-Wählern in einem Wahlkampf schaden“. Diese würden ihn dann nicht wählen, weil „sie nicht mit Grün und Neos aufwachen wollen“.

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