Das NEOS Lab hat im Rahmen der Initiative "Talente blühen!" umfassende Reformvorschläge für den Bildungsbereich präsentiert.
Als zentrale Themen wurden die Entwicklung des Lehrberufes, des Fächerkanons und der Schulautonomie ausgemacht. "Österreichs Schulsystem war schon vor der Coronakrise in einer Reformkrise", sagte NEOS-Bildungssprecherin Martina Künsberg Sarre bei einem Pressegespräch am Freitag. Kritik übte sie auch an Bildungsminister Martin Polaschek (ÖVP).
Die angekündigte Lehrplanreform der Bundesregierung würde auf sich warten lassen, hieß es von den NEOS. Viel erhoffen würde man sich von dieser aber ohnehin nicht. Mit "Talente blühen!" wolle man mithelfen, "den Anforderungen des 21. Jahrhunderts zu genügen". "Unsere Schulen wirken wie aus der Zeit gefallen", befand Indra Collini, Präsidentin des NEOS Lab. In der Publikation "Schule neu denken. Schluss mit der Stundenplanwirtschaft" wurden auf knapp 140 Seiten zahlreiche Vorschläge ausgearbeitet.
Auf andere Länder schauen
Viel könne man von anderen Ländern lernen, so der Projektleiter im NEOS Lab Johannes Stolitzka. In Staaten wie Estland oder England sei schon viel mehr möglich, die Schulen hätten größere Freiheiten. Österreich hätte zwar ein hohes Budget pro Schulkind, würde dieses aber nicht effizient einsetzen. Stolitzka: "Wir geben viel Geld aus, es kommt aber nichts dabei heraus."
Die Fächerlogik im heimischen System ist aus Sicht der NEOS nicht mehr zeitgemäß. Komplexe Materien wie die Klimakrise oder Digitalisierung müssten aus verschiedenen Blickwinkeln bearbeitet werden. Lehrkräfte sollten auch die Möglichkeit zu mehr Selbstbestimmung haben. "Wir müssen agiler werden", so Künsberg Sarre. Verschränkter Unterricht wäre derzeit nicht vorgesehen, hätte aber viel Potenzial. Die Bildungssprecherin wünscht sich außerdem zehn Prozent der Jahreszeit für individuell zu gestaltende Projekte.
Vom Bildungsministerium erwartet Künsberg Sarre mehr Mut und Initiative, aktuell herrsche aber Stillstand. "Wir dürfen uns nicht hinter Corona verstecken." Vielmehr brauche es endlich "Pro-Bildungs-Maßnahmen die wirken". Minister Polaschek sei seit Amtsantritt noch nicht mit Reformwillen aufgefallen, sagte Künsberg Sarre, ein politisches Anliegen könne sie bei ihm nicht ausmachen.