Unterstützt hat er im SPÖ-Machtkampf Hans Peter Doskozil, Karriere macht er jetzt unter Andreas Babler.
Philip Kucher ist quasi das Glückskind des Duells um den SPÖ-Vorsitz. Dass es gerade er ist, der aus dem Doskozil-Lager für die Klubspitze auserkoren wurde, wundert am zweiten Blick aber nicht. Kucher kommt mit praktisch allen aus, hat parlamentarische Erfahrung und ist durchaus ehrgeizig.
Schon bisher war der Klagenfurter Stadtparteiobmann als Stellvertreter in der Fraktion aktiv. Dass er dann Doskozil gegen Klubobfrau Pamela Rendi-Wagner aktiv unterstützte, mag der ein wenig weh getan haben. Schließlich war Kucher als Gesundheitssprecher an ihrer Seite durch die Corona-Pandemie marschiert. Dass Rendi-Wagner als Impfmedizinerin da viel gefragt war, ließ Kucher freilich wenig Raum, sich in seinem damaligen Kerngebiet selbst zu entfalten.
Lange Karriere in der Politik
In einem Interview gab der 41-Jährige dereinst an, dass er schon in der Volksschule Politiker habe werden wollen. Begonnen hat es wie bei vielen in der Studentenpolitik. Kucher führte den VSStÖ an der Uni Klagenfurt an, wurde aber trotz eines Wahlsiegs nicht Vorsitzender, da er den Koalitionspoker verlor. Damals schäumte er: "Der Auftrag der Studierenden wurde ignoriert." Das erinnert ein wenig an den Grant des Doskozil-Lagers, dass dieser nach dem Erfolg bei der Mitgliederbefragung nicht Parteichef wurde.
Dass man in Kärnten in ihm ein Talent erkannte, zeigte sich früh. Als Mit-20er übernahm Kucher die lokale Landesstelle des Renner-Instituts. Dem Nationalrat gehört er seit mittlerweile zehn Jahren an. Schlagzeilen machte er etwa mit einer Wahlkampf-Aktion, als er sich von Interessierten zum Kaffee einladen ließ und Kuchen mitbrachte.
Gesellig ist Kucher überhaupt, leicht zugänglich, meist freundlich, auch in den anderen Fraktionen durchaus nicht unbeliebt. Ein allzu strenges Regime ist von ihm im Klub nicht zu erwarten, umso mehr als über ihm vom Bundesrat aus Babler noch immer das letzte Wort hat. Am Rednerpult geht er es durchaus manchmal feurig an, ohne untergriffig zu werden. Insgesamt handelt es sich wohl um eine Konstellation im roten Klub, die bei gutem Willen aller durchaus funktionieren könnte.
Teamfähigkeit musste er wohl schon in seiner Jugend lernen. Die Kuchers waren vier Kinder, zwei mal zwei Zwillinge. Er selbst hat eine Zwillings-Schwester.
Zur Person: Philip Kucher, geboren am 29. September 1981 in Klagenfurt, Vorsitzender des VSStÖ Kärntens von 2004-2007, Mitglied des Klagenfurter Gemeinderats von 2009-2015, Mitglied des Nationalrats seit 2013, Bezirksparteivorsitzender der SPÖ Klagenfurt seit Mai 2021