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Wie ein Raketenstart: So distanzierte Kickl-FPÖ alle Parteien

Die FPÖ ist seit Herbst 2022 Nummer 1 in den Umfragen. So richtig bergauf ging es allerdings erst in den letzten 12 Monaten.

oe24-Leser kennen das - und so mancher wird das inzwischen ein bisschen fad finden: "Wäre am kommenden Sonntag eine Nationalratswahl, die FPÖ wäre der klare Sieger." Tatsächlich war der Satz im letzten Jahr oft zu lesen - denn die Partei von Herbert Kickl ist seit dem Herbst 2022 auf Platz 1 der wöchentlichen Umfragen der Lazarsfeld-Gesellschaft auf Platz 1 wie festgenagelt (2.000 Befragte vom 7. bis 15. 12, 2025, max. Schwankung 2,2%). 

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Tatsächlich ist der aktuelle Stand seit zwei Wochen unverändert: Lazarsfeld berechnet für die FPÖ einen Wert von 38 % - das bedeutet, dass die Blauen nunmehr 20 (!) Prozentpunkte vor den Regierungsparteien ÖVP und SPÖ liegen, beide kommen demnach auf 18 %. Oder anders gesagt: Die FPÖ ist inzwischen stärker als die beiden "großen" Regierungsparteien zusammen.  

Das ist die 5-Jahreskurve der Lazarsfeld-Sonntagsfragen

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Was ist da passiert? Sieht man sich die 5-Jahreskurve der Lazarsfeld-Sonntagsfragen an, ist zu sehen: Ja, die FPÖ führt seit Herbst 2022 die Umfragen an, damals überholt die die SPÖ mit der seinerzeitigen Parteichefin Pamela Rendi-Wagner. Nur: Sowohl SPÖ als auch ÖVP waren von den Blauen damals keineswegs abgehängt, wie das jetzt der Fall ist: selten war der Abstand größer als 5 Punkte.

Nun, nach der Nationalratswahl  2024 hat sich das geändert: ÖVP, SPÖ und NEOS verhandelten relativ rasch über eine gemeinsame Regierung - und die FPÖ explodierte förmlich - von 25 % im September (28 % hatte sie dann bei der Wahl) auf 36 % zum Jahreswechsel zu 2025. Ja; Herbert Kickl konnte es sich sogar leisten, spektakulär mit einer Regierungsbildung zu scheitern und die Chance, "Volkskanzler"  zu werden, verspielt zu haben. Denn die mit dem Budgetdefizit, der Teuerung und der lahmenden Wirtschaft kämpfende Ampelkoalition macht sich mit dem mehr oder weniger scharfen Sparkurs mehr Feinde als Freunde - und so wird Kickls Partei für die Weigerung zu regieren nicht bestraft, sondern belohnt: Nur kurz "fallen" die Blauen gleich nach dem Start der Ampel mal auf 34 % zurück - seitdem ging es wieder bergauf: Aktuell halten sie bei 38 % - und das jetzt schon fast 3 Monate. Das, was früher von Wählerinnen und Wählern nicht als regierungsfähig gesehen wurde - nämlich eine fundamentale Opposition gegen wirklich alles, was die Regierung macht - ist nunmehr Kickls Erfolgsrezept.

Auch der Umstand, dass die ÖVP mit Christian Stocker weiter den Kanzler stellt, konnte die Werte der ÖVP nur kurzzeitig beflügeln: Nach einem kurzen Sommerhoch kam die Bonzen-Affäre in der Wirtschaftskammer, die zum Rücktritt von Harald Mahrer führte - die ÖVP stürzte in der Folge auf 18 % ab.

Die SPÖ tummelte sich schon länger in diesen Tiefen: Hauptgrund: Die unterirdischen Umfragewerte von Parteichef Andreas Babler. Obwohl Babler mit Miet- und Strompreisbremse durchaus einige Meriten aufzuweisen hat. kommen Hoppalas wie eine verunglückte New-York-Reise mitten in der Teuerungskrise und das ständige Sägen der Landesparteien am Chefsessel dazu. Fazit: Babler ist ein Wackelkandidat - was die Ampel nicht stabiler macht.

Im Vergleich dazu sind die NEOS ein Stabilitätsanker, sie haben sich nach einigen kurzen Ausflügen in die Zweistelligkeit bei 9 % eingependelt. Gut, das ist hinter den Grünen, die sich auf 11 % erholt haben - aber seit der Wahl haben die NEOS zumindest nichts verloren.

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