SPÖ-Lehrer am Wort

Politik gibt "Pflaster auf Eiterwimmerl"

Teilen

Die roten Lehrervertreter fordern ein Gesamtkonzept für die Schulreform und unterstützen die Idee das Sitzenbleiben abzuschaffen.

Ein Gesamtkonzept für eine Reform des Schulsystems fordern SPÖ-Lehrervertreter. In den vergangenen Jahrzehnten sei Bildungspolitik immer nur Erste Hilfe gewesen, kritisiert der Vorsitzende des Sozialdemokratischen Lehrervereins (SLÖ), Reinhard Dumser. Wenn irgendwo "ein Eiterwimmerl entdeckt wurde", habe die Bildungspolitik ein Pflaster drübergeklebt. Auch eine "Überschriftendiskussion" sei in der Bildungspolitik zu wenig, so Dumser.

Klassenwiederholungen abschaffen
Den Plan von SPÖ-Unterrichtsministerin Claudia Schmied, das Sitzenbleiben abzuschaffen, unterstützt Dumser zwar prinzipiell. Der SLÖ sehe es aber kritisch, wenn auch diese Frage unter dem Aspekt möglicher Einsparungen diskutiert werde. Für die Abschaffung der Klassenwiederholungen treten auch Thomas Bulant, Vorsitzender der Fraktion Sozialdemokratischer GewerkschafterInnen (FSG) an den Pflichtschulen, und SP-Bildungssprecher Elmar Mayer ein. Mayer meint, man müsse bei der Schulreform unbedingt die Lehrer einbinden. Harte Kritik hat er für die ÖVP übrig, er habe es satt, wie sich Bildungssprecher Werner Amon und die ÖVP dabei "immer wieder durchschwindeln".

Gegen die "Bildungssackgasse"
Die Hauptforderung des FSG an die Regierung ist derzeit, allen im Dienst befindlichen Lehrern einen Bachelorabschluss zu ermöglichen, so Bulant. Die "Bildungssackgasse" - einmal Volksschullehrer, immer Volksschullehrer - müsse ein Ende haben. Aus dem Unterrichtsministerium hieß es dazu, dass eine solche Weiterqualifizierung in die Konzepte der Arbeitsgruppen zum geplanten neuen Lehrerdienstrecht einfließen sollen.

Studie gegen "Gagenkaiser"
Dass die öffentliche Darstellung von Lehrern als "Gagenkaiser und Minderleister" (Bulant) nicht stimme, sehen die roten Lehrervertreter durch eine im Auftrag des SLÖ durchgeführte Umfrage bestätigt (durchgeführt im Mai 2009, Sample: 570 Eltern deren Kinder eine Volks- oder Hauptschule besuchen). Demnach fühlt sich die überwiegende Mehrheit (88 Prozent) der Kinder in der Volks- und Hauptschule sehr oder eher wohl (38 Prozent); gleichzeitig glauben 91 Prozent der Eltern, dass Lehrer ein sehr oder eher schwieriger Beruf ist und 87 Prozent schätzen, dass Disziplinlosigkeit und Verhaltensauffälligkeiten bei Kindern zugenommen haben. 86 Prozent der Eltern sind mit ihrer Zusammenarbeit mit den Lehrern sehr oder eher zufrieden, ebenso viele Eltern gelauben, dass ihr Kind in der Schule sehr oder eher viel lernt.

Die Studie wurde laut Dumser deshalb erst jetzt veröffentlicht, weil sie im Zuge der Debatte um eine höhere Unterrichtsverpflichtung wohl nur als "kläglicher Versuch" der Lehrer wahrgenommen worden wäre, sich gut darzustellen. Und der Schulanfang sei ein guter Zeitpunkt um zu sagen, "wie fleißig die Lehrer sind".

Fehler im Artikel gefunden? Jetzt melden.