Politik-Insider

SPÖ: Bangen vor "Faschings-Streichkonzert"

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Just zu Faschingsbeginn findet der SPÖ-Parteitag in Graz statt, er soll ein Signal der Einheit sein - doch die Intrigen finden kein Ende.

Genossen. Er strapaziert ihn schon sehr, den Kalauer, wonach die Steigerung von „Parteifreund“ der „Todfeind“ ist: Burgenlands Landeskaiser Hans Peter Doskozil ließ selbst den Routine-Vorgang einer Listenerstellung für die EU-Wahl zur großen Zerreißprobe mit Parteichef Andreas Babler werden. Jenem Andreas Babler gegen den Doskozil beim Parteitag im Frühjahr in Linz unterlegen war.

 

Doskozil Babler
© APA
× Doskozil Babler

Doskozil und Babler beim verunglückten Parteitag in Linz.


EU-Wahl. Das hat man in Eisenstadt – so scheint’s – nicht so wirklich verkraftet: Zunächst teilte man der Bundespartei mit, der frühere Heeresminister Norbert Darabos solle auf die Liste. Weil die Wiener SPÖ die ersten beiden Listenplätze für Andreas Schieder und Evelyn Regner – immerhin Parlamentsvizepräsidentin – fix in der Tasche hatte und ein Reißverschlussliste ausgemacht war, landete Darabos – weil Mann – auf dem aussichtslosen 7. Listenplatz. Die im Vorstand sitzende Landesrätin Doris Eisenkopf behauptete zwar, man habe ja Darabos gar nicht „eingemeldet“ – man wolle eine Frau. Da unklar war, wer dass sein soll, wurde die Liste fixiert – gegen zwei Stimmen aus dem Burgenland.

Beleidigt. Doskozil – eben aus den USA zurück – blieb ein beleidigter Auftritt in Eisenstadt vorbehalten. Es wird nicht der letzte gewesen sein.
Fasching. Denn die nächste Kraftprobe wartet am 11. November. Just zu Faschingsbeginn trommelt Babler Genossinnen und Genossen zum Parteitag in der Grazer Messe zusammen. Es soll ein Signal der Einigkeit sein – inzwischen muss Babler vor einem Streichkonzert bei der neuerlichen Wahl zum Vorsitzenden zittern. Doskozil unterlag ja beim historischen Pannenparteitag in Linz nur knapp 52,66 zu 46,51 %.


Michael Ludwig nicht mehr im Präsidium

Noch einer geht. Und mit der großen Einheit ist es nicht weit her. Doskozil und Babler werden keine Freunde mehr, der Burgenländer wird mit Verweis auf einen Landesfeiertag in Graz fehlen. Das mag angesichts der Dimension des Burgenlands verschmerzbar sein. Doch dem roten Robin Hood und Kämpfer gegen Privilegien aller Art kommt gerade auch die mächtige Wiener Landespartei in Person von Bürgermeister Michael Ludwig abhanden. Und das ist – auf gut Wienerisch – kein Lercherlschas.

 

Ludwig Babler
© APA/FLORIAN WIESER
× Ludwig Babler

Ludwig hat Babler seine Unterstützung zugesagt.

Ludwig wird laut Wiener Landespartei im November nach Graz kommen – für das Bundesparteipräsidium will er nicht kandidieren. Grund: Volle Konzentration auf Wien. Andere Deutungen gehen eher in die Richtung, dass ein Ruf nach einem Kanzlerkandidaten Ludwig im Keim erstickt werden soll. SPÖ-Insider sehen einen Grund zudem in der Rolle Ludwigs bei der Kür Bablers: Zuerst hatte sich der Wiener auf Pamela Rendi-Wagner festgelegt und dann – um Doskozil zu verhindern– auf Babler. Bös sein könnten Ludwig jetzt beide Lager, und so sei Ludwig durch seinen Verzicht seinerseits einem Streichkonzert bei der Wahl ins Präsidium ausgewichen.

Plant Nevrivy Rache? Babler kommt der Wahl indes nicht aus – und dass sich der Traiskirchner in die rote Badesee-Affäre um den Donaustädter Bezirkskaiser Ernst Nevrivy eingemischt hat – das hat man in den Flächenbezirken mit Ärger registriert. Das könnte bitter enden: Stellen die Burgenländer nur 28 Delegierte, haben die Wiener 90 – Stimmen, die Babler braucht. Allerdings: Aus der Hauptstadt sind nur Treueschwüre für Babler zu hören.

Latte liegt bei Rendi. Klar, dass Babler ein Ergebnis über 90 % bräuchte — in der Bundespartei rechnet man denn auch mit einem großen Rückhalt. Doch gibt es allzu viele Streichungen, könnte Babler schnell beim letzten Ergebnis von Pamela Rendi-Wagner landen, nämlich bei blamablen 75 %. Dies gilt irgendwie auch als Mindestlatte für Babler – andernfalls könnte eine ganz andere Debatte losgehen, nämlich die über den Parteichef selbst... 

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