Blau und Dunkelrot: Wie Svazek und Dankl auf Samtpfoten jetzt SPÖ und ÖVP in Bedrängnis bringen. Die FPÖ-Kandidatin spielt um den LH-Job mit, der KPÖ-Mann könnte in den Landtag ziehen.
Überraschungen. Er sei da „irgendwo falsch abgebogen“, urteilte Marlene Svazek kurz und bündig über Niederösterreichs FP-Mann Waldhäusl, der Schülerinnen de facto beleidigt hatte. Die 30-jährige Salzburger FPÖ-Chefin und Spitzenkandidatin ihrer Partei hat sich in den vergangenen Jahren neu erfunden und ihren einstigen Kampfanzug der radikalen Oppositionspolitikerin gegen Samthandschuhe getauscht. Die Inhalte sind ähnlich geblieben, aber sie vergreift sich nicht in Ton und Stil und hat Kompetenz aufgebaut. So manch einer in der blauen Welt reibt sich ungläubig die Augen, ob diese Art – die gesittete Blaue – tatsächlich aufgehen könnte.
Glaubt man Umfragen, dann könnte „Marlene“ – wie sie sich nun plakatieren lässt – bei der Salzburger Landtagswahl am 23. April auf Kosten von ÖVP-Landeshauptmann Wilfried Haslauer in konservativen Milieus punkten und stark – sehr stark – dazugewinnen. Das letzte Mal hatte sie 18 Prozent. Diesmal könnte sie mit einem Wahlkampf, der an Ex-FP-Vizekanzlerin Susanne Riess erinnert, deutlich über 20 Prozent schaffen und in die Landesregierung einziehen.
Sie wäre quasi das Gegen-Modell zur Landbauer-Waldhäusl-FPÖ in Niederösterreich. Und wohl auch ein Gegen-Entwurf zum Stil von Herbert Kickl.
Die andere Überraschung dieses Salzburger Wahlkampfs liegt auf der ganz anderen Seite des politischen Spektrums. Die Rede ist von Kay-Michael Dankl, dem KPÖ-Spitzenkandidaten in Salzburg. Der einstige Grüne verzichtet auf übliche kommunistische Kampfwörter und setzt auf ein brennendes Thema: steigende Wohnkosten in Salzburg. Der 34-Jährige fällt – ähnlich wie Svazek – mit Eloquenz und einer ruhigen Art auf. Auch er könnte einigen – zumindest laut Umfragen könnte er den Einzug in den Landtag schaffen – die Angst nehmen just KPÖ zu wählen. Und hat wohl mehr mit klassischen Linken als mit echten Kommunisten gemeinsam.
Salzburg als Testwahl für die Bundespolitik
Der Rede vom ukrainischen Präsidenten hätte er „im Parlament natürlich zugehört“, sagte Dankl etwa oe24.TV und prangert gleich „russische Oligarchen“ an, die in Österreich untertauchen könnten. Dankl, könnte zumindest in der Stadt Salzburg auf Kosten von Salzburgs SPÖ-Chef David Egger punkten. Dieser hat Burgenlands Hans Peter Doskozil als Vorbild und droht Stimmen an Svazek und Dankl abzugeben. Oder im besten Fall – trotz historischem Tief der SPÖ Salzburg bei der letzten Wahl – nichts dazugewinnen. Dass die SPÖ gerade ihren Machtkampf um den SPÖ-Vorsitz im Bund auslebt – pardon ihre Mitgliederbefragung abhält – dürfte auch nicht dienlich sein.
Die Salzburger Landtagswahl – bei den letzten Landtagswahlen verloren die Amtsinhaber stark – könnte freilich eine Testwahl für den Bund sein. Haslauers ÖVP positioniert sich mittiger und regiert derzeit noch mit Grün und Neos. Kann er Svazek doch besser abwehren als man glaubt? Und punktet die SPÖ in Salzburg am Ende mit Doskozils Linie doch besser gegen Blau und KPÖ? Oder zeigt Svazek gerade der FPÖ wie man in die Breite geht und wird Dankl der SPÖ und den Grünen mit einer (neuen) Linkspartei gefährlich? Kein Wunder, dass alle Parteien gebannt auf Salzburg schauen.