Zwei Gegendemos marschieren mit

Rauch-Bomben bei Anti-Identitären-Demo

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Identitären preisen sich als 'Avantgarde der Meinungsfreiheit' - Gegendemonstranten spotten über 'trauriges kleines Häuflein.'

Bis zu 2.000 Personen haben am Samstagnachmittag gegen einen Aufmarsch der rechtsradikalen "Identitären" vor dem Justizministerium in Wien demonstriert. Ein direktes Zusammentreffen hatte die Polizei durch eine Sperrzone verhindert, von deren Rändern sich die Gegendemonstranten und die bis zu 300 Identitären Slogans zuriefen. Die Rechten feierten sich dabei als "Avantgarde der Meinungsfreiheit".

Zur Kundgebung aufgerufen hatten die Identitären nach der von Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) erzwungenen deutlichen Abgrenzung der FPÖ von der rechtsextremen Gruppierung. Sprecher Martin Sellner lobte die trotz der "Diffamierungskampagne" gekommenen Sympathisanten gleich eingangs als "Helden" und pries die Identitären als "Avantgarde der Meinungsfreiheit", die vom "tiefen linken Staat", der "Politjustiz" und der "Medienmafia", bedroht sei.

Rauch-Bomben bei Anti-Identitären-Demo
© TZOe Gruber

Rauch-Bomben bei Anti-Identitären-Demo
© TZOe Gruber
Die beiden Gegendemonstrationen - organisiert von der "Plattform für eine menschliche Asylpolitik" und der "Offensive gegen Rechts" - hatten sich schon zuvor vor der Wiener Hauptuniversität und beim Republiks-Denkmal vor dem Parlament versammelt. Wobei sich ihr Protest nicht nur gegen die Identitären und deren Verbindungen zur FPÖ richtete, sondern auch gegen die "Hasspolitik" der Regierung und die Kürzung der Mindestsicherung, wie die aus dem Sudan stammende Schriftstellerin Ishraga Mustafa gleich eingangs betonte.
 
Rauch-Bomben bei Anti-Identitären-Demo
© TZOe Fuhrich
 
Rauch-Bomben bei Anti-Identitären-Demo
© TZOe Fuhrich

Gegenstände gegen Polizisten geworfen

Obwohl die Demos großteils friedlich verliefen, konnten es sich doch ein paar Teilnehmer der Gegendemonstration nicht nehmen lassen und warfen auf der Museumsstraße Gegenstände auf Polizisten. Außerdem wurden Rauch-Bomben geschmissen. Verletzt wurde zum Glück niemand.
 
Rauch-Bomben bei Anti-Identitären-Demo
© G.South
 
Die Polizei reagierte relativ gelassen: "Es kam im Bereich des Volkstheaters zu einem kurzen Bewurf mit Gegenständen gegen Exekutivbedienstete. Nach einer kurzfristigen Erweiterung des Sperrkreises, beruhigte sich die Situation umgehend. Während den Versammlungen kam es vereinzelt zu Identitätsfeststellungen. Es kam zu Übertretungen nach dem Versammlungsgesetz und dem Sicherheitspolizeigesetz. Es kam zu keinen Festnahmen", schreiben sie in einer Aussendung.
 
Rauch-Bomben bei Anti-Identitären-Demo
© APA
 
Rauch-Bomben bei Anti-Identitären-Demo
© APA

Direktes Aufeinandertreffen verhindert

Ein direktes aufeinandertreffen der Kundgebungen hatte die Wiener Polizei zwar verhindert. Von den Rändern der 120 Meter breiten Sperrzone konnten sich die Aktivsten allerdings ein verbales Duell liefern. Während die Gegendemonstranten - nach eigener Einschätzung rund 2.000 - sich über das "traurige kleine Häuflein" auf der anderen Seite lustig machten und "Alerta, Alerta, Antifascista!" skandierten, antworteten die Identitären mit "Heimatliebe - kein Verbrechen". Die Identitären hatten 200 bis 300 Kundgebungsteilnehmer angemeldet. Nach eigener Einschätzung der Identitären waren 300 Sympathisanten gekommen.
 
Beobachtet von Polizeikameras bat Sellner seine Unterstützer, auf eigene Transparente zu verzichten. Ein Demo-Teilnehmer hatte seinem Frust über das Verhalten der FPÖ zuvor mit einem "Strache - du Lulu"-Schild Luft gemacht. Selbst mitgebracht hatten die Identitären gelbe Schilder mit dem Slogan, "Für Meinungsfreiheit und gegen den großen Austausch", womit sie neuerlich bei jenem Slogan anknüpften, in dessen Namen der Attentäter von Christchurch in Neuseeland im März zwei Moscheen attackiert und 50 Menschen erschossen hatte ("The Great Replacement").

Rund 800 Beamte im Einsatz

Nach Angaben der Wiener Polizei waren am Samstag in ganz Wien rund 800 Beamte im Einsatz (ein Teil davon allerdings auch beim Bundesliga-Match Rapid gegen Mattersburg und bei einer weiteren Demo gegen die EU-Urheberrechtsrichtlinie).
 
Rauch-Bomben bei Anti-Identitären-Demo
© TZOe Fuhrich
 
Indessen wurden am Wochenende wieder Belege dafür publik, dass blaue Spitzenpolitiker vor der Regierungsbeteiligung der FPÖ noch keine Berührungsängste zu den Identitären gezeigt hatten. So veröffentlichte die "Kleine Zeitung" am Samstag ein Foto aus dem Jahr 2015, auf dem die damaligen Nationalratsabgeordneten Gernot Darmann und Mario Kunasek, inzwischen Verteidigungsminister, bei einem Treffen auf der Bude der schlagenden Verbindung "Tauriska" gemeinsam mit einem Identitären zu sehen sein sollen. Der Mann soll auch beim Ring Freiheitlicher Studenten aktiv gewesen sein und sich ein Jahr später an einer Störaktion der Identitären an der Uni Klagenfurt beteiligt haben.
 
+++ Alle Infos zur Demo zum Nachlesen im LIVETICKER +++
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 20:09

Polizei zieht Bilanz

"Wie bereits berichtet kam es heute für die Polizei zu einem Großeinsatz im Wiener Stadtgebiet. Im Vorfeld wurden bei der Landespolizeidirektion Wien sieben Versammlungen angezeigt. Zudem fand auch das Bundesligafußballspiel SK Rapid Wien – SV Mattersburg statt, bei dem es zu keinen nennenswerten Vorfällen kam", schreibt die Polizei in einer Aussendung.

"Die Versammlungen liefen aus polizeilicher Sicht größtenteils ruhig ab. Es kam im Bereich des Volkstheaters zu einem kurzen Bewurf mit Gegenständen gegen Exekutivbedienstete. Nach einer kurzfristigen Erweiterung des Sperrkreises, beruhigte sich die Situation umgehend. Während den Versammlungen kam es vereinzelt zu Identitätsfeststellungen. Es kam zu Übertretungen nach dem Versammlungsgesetz und dem Sicherheitspolizeigesetz. Es kam zu keinen Festnahmen."

"Für die Dauer der Versammlungen kam es zu temporären Verkehrssperren. Diese wurden um 18:15 aufgehoben."

 20:05

Sellner mit Polizei-Schutz in U-Bahn

Der Identitären-Chef, der sich gerne "tough" gibt, wurde von der Polizei als Personenschutz auf dem Heimweg begleitet.

 17:33

Die Antifa ist ebenfalls vor Ort

Die Wiener Antifa ist auch auf der Gegendemo. Sie rufen die Parole: "Stalingrad. Normandie. Sieger war‘n die Nazis nie!", schrieben sie auf Twitter.

 17:05

Veranstalter: 2000 Menschen bei Gegendemo

Zu den Gegendemos zu den Identitären sind, laut Veranstaltern, offenbar 15-mal so viele Menschen gekommen. "Die solidarische Gegendemonstration der "Plattform für eine menschliche Asylpolitik" hat die Kundgebung der "Identitären" grandios in den Schatten gestellt! Fantastische 2000 Menschen haben sich den Gegenprotesten, darunter auch der "Offensive gegen Rechts", angeschlossen, um klar zu zeigen, dass rechtsextremes und rassistisches Gedankengut in Österreich keinen Platz hat!", schreibt die "Plattform für eine menschliche Asylpolitik."

 16:37

"Rechtsextremismus nichts in Regierung verloren"

Obwohl Julia Herr etwas verkühlt ist, hat sie sich auf die Bühne gestellt und gesprochen. Warum 15-Mal mehr Teilnehmer auf der Gegendemo sind, als bei den Identitären, sagt Herr im Interview mit oe24.TV: "Die Mehrheit der Bevölkerung steht für die Demokratie ein und die Identitären sind Anti-Demokratisch. Rechtsextremismus hat in Österreich nichts verloren und nichts in der Regierung verloren", sagt Herr.

 16:33

"Überraschungs-Gast"

Identitären-Chef Martin Sellner will in Kürze einen "Überraschungs-Gast" auf der Demo präsentieren. Noch hält er aber seine Brandrede.

 16:25

Julia Herr auf der Gegenseite

herr.JPG © oe24.TV, Screenshot

Julia Herr, Chefin der Sozialistischen Jugend, redet sich die Stimme heiser, in ihrer Rede gegen Rechts, und gegen die "Braune Brut", wie die Moderatorin der Gegendemo auf der Bühne sagt. "Kleiner trauriger Haufen", ruft sie in Richtung Demo der Identitären.

 16:22

Sellner spricht - einfallslose Parolen

sellner.jpg

Die Identitären rufen fremdenhassende Parolen und einfallslose Slogans. 150 Leute sind offenbar bei der Demo der rechtsextremen Gruppe. Auch Pegida-Fahnen werden geschwenkt. Es sind auch Teilnehmer aus Deutschland auf der Kundgebung.

 16:20

Ring-Sperre bald aufgehoben

Der Ring wird in Kürze für den Verkehr freigegeben, schreibt die Polizei auf Twitter.

 16:13

"Hausbesuche"

Auch in anderen Bundesländern wird heute demonstriert. "Während die Faschos in der Hauptstadt aufmarschieren, macht die revolutionäre Landjugend Weiz die Ungegend sicher!", schreibt die "Autonome Antifa" auf Twitter. Darunter postet die Organisation den Hashtag "#hausbesuche" und zeigt ein Identitären-Spruchband verkehrt herum. Einige klettern auf einen Holzstapel und hissen die Antifa-Fahne.

 16:09

Gegendemo vor dem Parlament

Wie viele Menschen auf der Demo gegen die Identitären sind, zeigt ein Foto von der "Offensive gegen Rechts". Der Demo-Zug ist auf dem Ring, vor dem Parlament.

 15:53

 15:45

Rund 30 Teilnehmer vorerst bei Identitären-Demo

Identitäre © oe24.TV

 15:36

Überraschungsgast bei Rechtsextremen

Die Identitäre kündigte im oe24.TV-Interview an, dass es einen Überraschungsgast auf ihrer Kundgebung geben wird. Wer das sein soll, wollte Philipp Huemer übrigens nicht sagen. Nur so viel: er soll prominent sein und in den letzten Wochen eher als Kritiker aufgetreten sein. Wir werden es dann sehen ....

 15:25

Rund 1.000 Menschen bei Gegendemo

Rund 1.000 Menschen dürften auf der Gegendemo sein, die sich gerade auf den Weg Richtung Schmerlingplatz befindet. Dort beginnt dann die Sperrzone. 120 Meter weiter findet dann die Identitäre-Demo statt.

 14:57

Sellner wollte mit Video Teilnehmer mobilisieren

Der Obmann der Identitären Bewegung, Martin Sellner, postete einen Tag vor der Demo noch ein Video in dem er klarstellte, dass er nur mit wenigen Teilnehmern rechne. Da es zur Zeit sehr gefährlich sei, wenn man als Rechter an einer Demonstration teilnehme. Mit dramatischer Musik unterlegt, erklärte er, dass er es verstehe, wenn wenige kommen, aber er hoffe auf zahlreiche Teilnehmer.

 14:49

Brisante Themenwahl

Besonders für Aufregung sorgt das Thema der Identitären an diesem Samstag. Die Rechtsextremen marschieren für die "Meinungsfreiheit und gegen den großen Austausch" auf. Dies ist deshalb brisant, da der Attentäter von Christchurch, der auch an die Identitären spendete, sein Hass-Manifest "The Great Replacement" ("Der große Austausch") nannte. Dies ist eine beliebte Verschwörungstheorie unter Rechtsextremen und meint, dass die heimische Bevölkerung durch die Zuwanderung aussterben werde.

 14:31

Über 2.000 Gegendemonstranten erwartet

David Albricht von der Linkswende, der Veranstalter der Gegendemo, rechnet mit über 2.000 Demonstranten, die von der Uni zum Justizministerium ziehen. "Wir werden auf jedenfall um ein Vielfaches Mehr sein, als die Identitären", erklärt er gegenüber oe24.TV

 14:24

Das ist die Gefahrenzone

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Rot eingezeichnet erkennt man die Strecke der Gegendemonstration. Blau sind die Identitären gehalten, die ihren Protest vor dem Justizministerium abhalten. Die beiden Demozüge trennen die Polizisten mit einer Sperre. 120 Meter soll diese lang sein.

 14:23

Herzlich Willkommen!

In wenigen Minuten startet die erste Gegendemo zu den Identitären-Aufmarsch in Wien.