Vor allem der designierte Kanzler Kurz bekommt sein Fett weg.
Das Kippen des geplanten totalen Rauchverbots in der Gastronomie durch die schwarz-blauen Koalitionsverhandler stößt nach wie vor auf scharfe Kritik. Das Rote Kreuz beklagt einen "schweren gesundheitspolitischen Fehler", einen Rückschritt sah auch die Pharmig. Erfreut ist dagegen die Wirtschaftskammer.
"Vergebene Chance"
Als "vergebene Chance" bezeichnete Rotkreuz-Präsident Gerald Schöpfer die Pläne von ÖVP und FPÖ. "Das halte ich für einen schweren gesundheitspolitischen Fehler." Es sei nicht nachvollziehbar, warum etwas, das in zahlreichen europäischen Ländern tadellos funktioniere, in Österreich nicht möglich sein sollte, meinte Schöpfer in einer Stellungnahme.
Kritik kam auch von der Interessenvertretung der österreichischen Pharmaindustrie: "Wir geben Milliarden für die Gesundheitsversorgung von Patienten aus. Darunter sind viele, die durch präventive Maßnahmen gar nicht krank geworden wären. Gerade beim Nikotinkonsum ist es erwiesen, dass dieser ursächlich für eine Reihe von Krankheiten ist", erinnerte Pharmig-Präsident Martin Munte in einer Aussendung. "Eine Präventionsmaßnahme, wie sie das generelle Rauchverbot dargestellt hätte, zu kippen, ist schlicht unverantwortlich."
Auch das Argument, der Gastronomie entgingen damit Umsätze, sei keineswegs haltbar, zeigten doch Vergleiche mit Nachbarländern wie Italien, dass es zu keinen signifikanten Umsatzrückgängen durch ein Rauchverbot gekommen sei. "Das ist politischer Populismus, der Österreich als rückschrittliches Land abstempelt", kritisierte Pharmig-Generalsekretär Jan Oliver Huber.
Wirtschaftskammer zufrieden
Begrüßt wurde die Einigung dagegen naturgemäß von der Wirtschaftskammer: "Ja natürlich freuen wir uns", meinte Mario Pulker, Obmann des Fachverbandes Gastronomie, auf Ö1. Die Gastronomie-Betriebe seien nicht dafür da, "den Nichtraucherschutz oder die Gesundheit der Menschen in den Vordergrund zu stellen", sondern "den Menschen einen gemütlichen Abend zu verschaffen" und ihnen "ein bisschen Freiheit zu gewähren", argumentierte Pulker.
Intention der Wirtschaftskammer sei es immer gewesen, auf den Jugendschutz zu schauen, betonte er, "und nicht den mündigen Bürgern das Rauchen zu verbieten in der Gastronomie, wo sie hinkommen, um sich zu entspannen und Freizeit zu genießen". Raucher seien "keine Menschen zweiter Klasse", "bei uns sind alle Gäste willkommen", bekräftigte Pulker. Kein Gast müsse in den Raucherbereich gehen, und es gebe auch genügend Nichtraucherbetriebe. Gesundheitsschutz könne nicht "auf dem Rücken der Gastronomie stattfinden", findet Pulker. Gegen das aktuell geltende Gesetz gebe es so gut wie keine Beschwerden.