Sparpakete, Inflation - und jetzt auch noch ein weiteres Ansteigen der Energie-Preise. Viele Wählerinnen und Wähler wenden sich von den drei Ampelparteien ab.
Eigentlich hätten ÖVP und SPÖ ja alleine regieren können: 92 Mandate stellen die beiden größeren Koalitionsparteien in jenem Nationalrat, der vor einem Jahr gewählt wurde. Doch weil das die rechnerisch kleinste Mandatsmehrheit ist, hat man eben die NEOS mit ins Boot geholt - und mit 110 Mandaten verfügt diese Koalition über eine satte Mehrheit im 183-köpfigen Nationalrat.
Nun, wäre am Sonntag neuerlich eine Nationalratswahl - die brandaktuelle Lazarsfeld-Umfrage (2.000 Befragte vom 13. bis 21. 10., max Schwankung 2,2 %) für oe24 zeigt: Es würde ein Polit-Beben geben. Oder anders gesagt: Die "Ampel" aus ÖVP, SPÖ und NEOS wäre ohne Mehrheit, sie hat inzwischen 20 % ihrer Stärke verloren.
Bleiben wir bei den Koalitionsparteien: Die ÖVP verharrt bei 21 % - bei der Wahl hatte sie noch etwas mehr als 26. Sie ist zwar Kanzlerpartei - genutzt hat ihr das bisher aber wenig. Die SPÖ dümpelt mit ihrem Vorsitzenden Andreas Babler bei nur 17 % herum, das ist ein historischer Tiefststand - und weit entfernt vom ohnehin bescheidenen 21-%-Wahlergebnis. Und die NEOS können im Vergleich zwar um einen Punkt zulegen, 8 % sind aber weniger als die am 29. September 2024 errungenen 9 %.
Ampel hätte nur noch 88 Mandate
Zählt man das alles zusammen, ist die Bilanz ernüchternd: Wäre am Sonntag eine Nationalratswahl - die Ampelparteien hätten zusammen nur noch 88 Mandate statt jener 110, mit denen sie derzeit regieren. Oder anders gerechnet: Ein Fünftel der Stimmen und damit der Mandate von 2024 sind weg.
FPÖ-Chef Herbert Kickl am Donnerstag, 1. Mai 2025, anlässlich der 1.-Mai-Kundgebung der FPÖ in Linz.
Wohin die gehen würden, wäre jetzt eine Nationalratswahl, ist auch klar. Große Gewinnerin wäre die FPÖ mit ihrem Obmann Herbert Kickl. 38 % berechnet Lazarsfeld für die Blauen aktuell, um zehn Prozentpunkte mehr als noch vor einem Jahr. Und auch die Grünen liegen mit inzwischen 11 % über ihrem Wahlergebnis, 2024 hatten sie nur noch 8 % gehabt.
Eines der Ampelprobleme: Die Obleute sind keine Zugpferde. SPÖ-Chef Babler und seine Koalitionskollegin Beate Meinl-Reisinger würden jeweils nur 8 % direkt ins Kanzleramt wählen, selbst Amtsinhaber Christian Stocker kommt nur auf 13 %. FPÖ-Chef Herbert Kickl - beileibe kein "Everybody"s Darling" - hat indes 28 %.