SP-Landeshauptmann Franz Voves im Gespräch mit ÖSTERREICH.
ÖSTERREICH: Hat die steirische SPÖ die Niederlage bei der letzten Gemeinderatswahl überwunden, und kam diese Wähler-Ohrfeige zur rechten Zeit?
Franz Voves: Manche lokale Ergebnisse waren für uns alle in der SPÖ ein Schock. Es hat dann zwei Wendepunkte gegeben, an denen sich der Trend für uns gedreht hat – auch wenn es bis zur letzten Sekunde knapp bleibt: Beim Bundesparteitag hat sich die SPÖ in der Verteilungsfrage klar positioniert. Und in der Steiermark ist die Arbeitslosigkeit stark zurückgegangen.
ÖSTERREICH: Das hat für eine Trendwende gereicht?
Voves: Die Steirer sehen, dass nach 60 Jahren Klientelpolitik unter VP-Landeshauptleuten mit mir vor fünf Jahren etwas Neues begonnen hat. Nirgendwo gibt es so viele neue Mittelschulen wie bei uns und für die sozial Schwachen gab es 100 Millionen Euro mehr. Ich selbst habe als Kind einer fünfköpfigen Arbeiterfamilie Zimmer-Küche gewohnt. Mir muss niemand erzählen, was das heißt.
ÖSTERREICH: Ist es Masche, diese Vergangenheit als Arbeiterkind hervorzuheben?
Voves: Im Gegenteil. Ich brauche mich nicht zu verstellen und war immer stolz auf meinen Vater und meine Kindheit in einem Arbeiterhaushalt.
ÖSTERREICH: Bleibt Rot-Blau eine Option für Sie?
Voves: Jetzt hat erst einmal der Wähler das Wort: Am Ende sitzt neben der SPÖ sicher die ÖVP in einer Proporzregierung, möglicherweise auch die FPÖ. Daraus ergeben sich realpolitische Sachzwänge. Deshalb will ich ja endlich das Aus für den Proporz. Da sind unglaubliche Spielchen möglich, wie die VP gezeigt hat, die in der Regierung saß und Fundamentalopposition betrieb. So etwas ist dem Wähler nicht zumutbar.
ÖSTERREICH: Worauf können sich denn die Bundespolitiker einstellen, wenn Franz Voves im Amt bleibt?
Voves: Mit bald 58 Jahren bin ich zu alt, um den Berufskrakeeler zu geben. Ich werde mich als stellvertretender Bundesparteivorsitzender der SPÖ in Grundfragen zu Wort melden. Notfalls bin ich da sehr beharrlich, wie man weiß.
ÖSTERREICH: Vom Parteitag bis zum Budgetgesetz ist es in Sachen Vermögenssteuern aber ein weiter Weg.
Voves: Die SPÖ muss eisern daran festhalten, dass wie vereinbart 40 Prozent des Gesamtvolumens im Budget über neue Einnahmen dargestellt werden. Beim Sparen wird die Schulverwaltungsreform der erste und größte Schritt sein.
ÖSTERREICH: Sind Sie dafür, dass die Lehrer von den Ländern angestellt werden?
Voves: Das war eine Verhandlungsposition der Länder. Mein Modell geht weit darüber hinaus: Statt der parteipolitisch besetzten Landesschulrats-Kollegien sollen die Schulen selbst ihre Direktoren ernennen. Ich sage: Schluss mit der Parteipolitik in der Schule.
ÖSTERREICH: Was tun Sie, wenn die Wahl schiefgeht?
Voves: Wenn ich nicht Stimmenstärkster bin, scheide ich unwiderruflich aus der Politik aus. Dann ist es mit knapp 58 Jahren an der Zeit, Jüngeren Platz zu machen.