Der SPÖ-Finanzstaatssekretär fände sie auch dann sinnvoll, wenn es zu einer europäischen Finanztransaktionssteuer käme.
Die SPÖ will noch in dieser Legislaturperiode über die Vermögenszuwachssteuer auf Aktiengewinne entscheiden. SPÖ-Finanzstaatssekretär Andreas Schieder will aber zuerst abwarten, ob der nächste G20-Gipfel im Juni 2010 in Kanada Schritte in Richtung Einführung einer Finanztransaktionssteuer bringt. Wenn nicht, dann soll es "möglichst rasch" Maßnahmen zur stärkeren Besteuerung von Finanzgeschäften in Österreich geben.
Wird nicht Bundesgeschäftsführer
Den kolportierten
Wechsel als Bundesgeschäftsführer in die Parteizentrale der SPÖ schließt
Schieder, der derzeit am "International Tax Dialogue" der OECD in Peking
teilnimmt, aus. Zuletzt war spekuliert worden, Schieder könnte im Rahmen
einer Regierungsumbildung - etwa nach Entsendung von Johannes Hahn als
EU-Kommissar nach Brüssel - die eher glücklos agierenden
SPÖ-Bundesgeschäftsführer ablösen. Schieder weist das zurück: "Ich gehe
davon aus, dass ich bis zum Ende der Periode bleibe. Ich bin gerade erst so
richtig warm gelaufen."
Europäischer Alleingang
Umsetzen will Schieder u.a. die
Vermögenszuwachssteuer auf Aktiengewinne (also die Streichung der
einjährigen Spekulationsfrist, nach deren Ablauf Aktien steuerfrei
weiterverkauft werden können). Aus Schieders Sicht könnte das "möglichst
rasch" geschehen. Vorher möchte er nur abwarten, ob beim nächsten G20-Gipfel
in Kanada Schritte in Richtung Einführung einer Finanztransaktionssteuer
gesetzt werden. Aus seiner Sicht wäre auch ein europäischer Alleingang ohne
die USA, Japan und China möglich: "Ich glaube nach wie vor, dass Europa hier
einen Schritt vorangehen kann."
Beides wäre am besten
Dass ein europäischer Alleingang
standortschädlich wäre, glaubt Schieder nicht. "Auch heute kassieren die
Banken schon bei jedem Wertpapiergeschäft ein ordentliches
Transaktionsgeld", betont der Sozialdemokrat. Und auch Brasilien habe schon
im Alleingang eine Transaktionssteuer zur Finanzierung des
Gesundheitssystems eingeführt. An zusätzlichen vermögensbezogenen Steuern in
Österreich würde Schieder auch im Fall einer europäischen
Finanztransaktionssteuer festhalten: "Auch wenn eine europaweite
Finanztransaktionssteuer kommt, würde die Streichung der Spekulationsfrist
Sinn machen."
Kampf gegen Steueroasen
Weitere Maßnahmen braucht es aus
Schieders Sicht gegen Steueroasen wie die britischen Kanalinseln Guernsey
und Jersey. In Peking hatte OECD-Generalsekretär Angel Gurria zuletzt
entsprechende Schritte gefordert: "Die Zeiten, in denen das Bankgeheimnis
Steuerflüchtlinge geschützt hat, sind vorbei." Schieder betonte, er sei
froh, dass Österreich im Herbst von der "Grauen Liste" der OECD gestrichen
wurde. Die OECD-Abkommen über den Informationsaustausch seien mittlerweile
anerkannter Standard für alle Industriestaaten. Nun werde auch ein
entsprechender Druck auf all jene Länder entstehen, die "Einfluss auf
Steueroasen haben", so Schieder mit Blick auf die Großbritannien
unterstehenden Kanalinseln.
"Sehr interessiert" waren die chinesischen Gastgeber der bis 28. Oktober laufenden OECD-Konferenz laut Schieder neben den Konjunkturpaketen und der geringen Arbeitslosigkeit in Österreich am österreichischen System der Gesundheitsversorgung. "Die Chinesen erkennen, dass sie hier große Mankos haben", so der Staatssekretär.