5 Festplatten zerstört

Schredder-Affäre: Hier lässt ÖVP-Mitarbeiter Festplatten zerstören

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In die Schredder-Affäre hat sich am Dienstag der Chef jener Firma eingemengt, die den Daten-Vernichtungsauftrag erfüllt hat.

Wien. In die Schredder-Affäre hat sich am Dienstag der Chef jener Firma eingemengt, die den Daten-Vernichtungsauftrag erfüllt hat. Der Geschäftsführer der Firma Reisswolf, Siegfried Schmedler, sah nämlich einen Vorgang, den man in der 25-jährigen Historie der Firma noch nicht erlebt habe. Zudem wurde via "Falter" ein Überwachungsvideo publiziert, das den ÖVP-Mitarbeiter bei der Schredder-Aktion zeigt.
 
So wurde bekannt, dass nicht nur eine Drucker-Datei aus dem Kanzleramt vernichtet wurde, sondern deren fünf. Zudem ließ der Mann die Dokumente sicherheitshalber gleich drei Mal Schreddern und sich den Daten-Müll einpacken.
 
Hier das vom "Falter" veröffentlichte Video:
 
 

ÖSTERREICH-Info: Sondersitzung zu Schredder-Affäre kommt

Wie die Tageszeitung ÖSTERREICH in ihrer Mittwoch-Ausgabe berichtet, wird es in der Schredder-Affäre zu einer Nationalratssondersitzung kommen. Peter Pilz (JETZT) hat sich bereits für eine solche Sondersitzung ausgesprochen, SPÖ und FPÖ haben ihre Bereitschaft angekündigt. "Wenn JETZT einen Antrag einbringt, werden wir diesen unterstützen", heißt es aus der SPÖ. Im Sommer benötigt man zur Durchsetzung einer Sondersitzung ein Drittel der Abgeordneten.
 

Ex-Social-Media-Chef zerstörte Festplatten

Klar ist mittlerweile auch, wer der Mitarbeiter des Kanzleramts war, auch wenn sein Gesicht in dem Video verpixelt wurde. Es handelt sich um einen Fotografen aus dem Team von ÖVP-Chef Sebastian Kurz, der auch leitend dessen Social-Media-Aktivitäten betreute.
 
Aufgeflogen war der Mann, der sich bei Reisswolf Maislinger nannte, durch eine TV-Übertragung von einer Kurz-Rede, bei der im Hintergrund zu sehen war. Ein Reisswolf-Mitarbeiter erkannte ihn und über die angegebene Telefonnummer konnte seine tatsächliche Identität ausgekundschaftet werden. Angezeigt wurde der Mann, weil er nicht bezahlt hatte - er soll sich mit "Schlamperei" verteidigt haben.
 
Die Parteien abseits der ÖVP wittern im anlaufenden Wahlkampf sichtlich eine Chance, die in den Umfragen davon geeilte Volkspartei einzufangen. Durch Anfragen an Kanzlerin Brigitte Bierlein bzw. Justizminister Clemens Jabloner will man vor allem herausfinden, wer die Datenvernichtung beauftragt hat bzw. von ihr wusste. Interessiert sind SPÖ und NEOS vor allem an der Rolle von Kurz selbst sowie von dessen Kanzleramtsminister Gernot Blümel (ÖVP). FPÖ-Mandatar Hans-Jörg Jenewein vermutet jedenfalls, dass noch mehr eigenartige Dinge im Dunkeln lägen. SPÖ-Justizsprecher Hannes Jarolim ersuchte Bundespräsident Alexander Van der Bellen, Kurz auf seine Verantwortung gegenüber dem Land hinzuweisen und dazu beizutragen, dass diese "ausufernde skandalöse Angelegenheit alsbald geklärt ist".
 

Noch Dokumente abgängig

Was mit den sonstigen Akten des Kanzleramts passiert ist, weiß man vorerst nicht. Im Staatsarchiv ist bisher nichts eingetroffen, sagte dessen Generaldirektor Manfred Fink am Dienstag der APA. Dies kann freilich noch passieren, auch andere Ressorts haben vorerst keine Akten angeliefert, andere wie Innen- und Finanzministerium schon. Ohnehin kann jeder selbst entscheiden, was und ob er liefert, denn es gibt auch noch die Option, die Unterlagen der Nachfolgerin zu überlassen. Ob Bierlein Dokumente erhalten hat, soll sie in der Anfragebeantwortung kundtun.
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