Zwei Verhandlungsrunden sind nach der Nationalratswahl am 29. September 2024 gescheitert. Erst das Ampel-Aus und dann das Platzen von Blau-Schwarz. Jetzt stehen alle Zeichen auf Schwarz-Rot. Wer entscheidet über die neue alte Große Koalition?
Karl Nehammer schmiss hin, nachdem die Austro-Ampel nach dem Absprung der NEOS nicht zustande kam. Herbert Kickl ist nach dem Scheitern einer blau-schwarzen Allianz weiterhin der starke Mann der Freiheitlichen.
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- Stocker als Kanzler von Schwarz-Rot "realistisch"
Im Rampenlicht
Das Politchaos bringt im Februar 2025 neue starke Männer in die erste Reihe: Da ist zum einen Christian Stocker von der ÖVP und anderseits das Comeback von Andreas Babler. Stocker hat jetzt die besten Chancen, nächster Kanzler zu werden, und Babler könnte sein roter Vizekanzler werden.
Im März muss sich Stocker einem Parteitag stellen, der ihn als Obmann der Volkspartei bestätigen soll. Seine Wahl scheint - Stand jetzt - eher Formsache. Und auch Babler ist bei der Sozialdemokratie wohl einzementiert.
Die Entscheider
Ausschlaggebend für die Wiederauflage von Schwarz-Rot werden eine Reihe weiterer Spitzenpolitiker beider Parteien sein. Mit Stocker waren am gestrigen All-Parteien-Treffen bei VdB dessen Generalsekretär Alexander Pröll und Klubobmann August Wöginger. Die beiden waren schon Chefverhandler bei Blau-Schwarz. Überraschend: Auch der oberösterreichische Landeshauptmann Thomas Stelzer saß in der Hofburg mit am Tisch. Freilich wird auch der mächtige Wirtschaftskammer-Boss Harald Mahrer ein gewichtiges Wort mitreden, wenn es um eine Koalition aus ÖVP und SPÖ geht.
Rote Granden
Auf Seiten der SPÖ spielt Bablers rechte Hand, sein Bundesgeschäftsführer Klaus Seltenheim, eine wichtige Rolle. Auch ÖGB-Chef Wolfgang Katzian ist einer der Mitentscheider. Hinzu kommt der stv. Klubobmann der Roten, Philip Kucher. Sie gehören alle zum engeren Kreis, den Babler jetzt um sich schart.
Besonderes Augenmerk muss man auf die Wiener Grande Dame der Sozialdemokratie, Doris Bures, sowie SPÖ-Frauen-Chefin Eva-Maria Holzleitner richten. Bures soll dafür Sorge tragen, dass Babler nicht zu weit nach links kippt. Holzleitner gilt in den roten Reihen als die Frau der Zukunft - und wird von Babler auch entsprechend positioniert. Auch der Gewerkschafter Josef Muchitsch gehört künftig zu den Verhandlern.
Ob und wann eine Schwarz-Rote Koalition zustande kommt, ist freilich offen - wie so vieles seit dem 29. September.