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Andreas Holzer im Interview

Soko-Ibiza-Chef: 'Vielleicht verrät sie ihr Tattoo am Handgelenk'

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Die 13-köpfige Truppe um Kripo-Routinier Andreas Holzer kann mehrere Erfolge bei der Aufklärung des Ibiza-Krimis liefern. Zum Jahrestag des Starts der Ermittlungen sprach der Soko-Ibiza-Boss mit oe24.

55 Hausdurchsuchungen, 259 Verhöre, 48 Observationen, fünf Festnahmen, 13 Rechtshilfeersuchen und die Sicherstellung von 34 Terrabyte an Datenmaterial: Der Politthriller um die Video-Falle auf Ibiza ist einer der größten Kriminalfälle der Republik. Andreas Holzer, Leiter des Büros für Organisierte Kriminalität im Bundeskriminalamt in Wien, führt die Truppe an, die alle Mittäter und auch vielleicht die möglichen Hintermänner und Auftraggeber ausfindig machen soll. Jetzt gab er oe24 ein Interview:

Herr Holzer, Gratulation zur Beschlagnahme des gesamten Ibiza-Videomaterials - wir kennen ja alle nur die wenigen Minuten, die bisher gezeigt worden sind. Wie sind Sie zu dem Video gekommen?

Holzer: "Das war alles andere als einfach. Ende April war's dann so weit - wir haben es über einen Mittelsmann bekommen, hier in Österreich."

Wir sind natürlich gespannt - was ist noch alles drauf zu sehen, was ist uns bisher entgangen?

Holzer: "Es sind mehr als zwölf Stunden Videomaterial und acht Stunden Audio-Aufnahmen. Natürlich hab ich das Gesamtergebnis gesehen, Aufnahmen aus verschiedenen Perspektiven. Aber dazu darf ich nichts sagen. Wir sind auch noch in der Auswertung. Nur so viel: Strafrechtlich ist das nicht ergiebig."

Die Staatsanwaltschaft hat sich jetzt auch dazu entschieden, mit dem Foto des Lockvogels nach der falschen Oligarchin zu fahnden - warum jetzt?

Holzer: "Wir haben zuvor alles probiert, wir fragten über unsere internationalen Kontakte in anderen Ländern nach. Jetzt blieb nur noch dieser Weg."

Gibt's besondere Merkmale bei dieser Tatverdächtigen, die auffallen könnten?

Holzer: "Ja, tatsächlich: Ein verschwommenes Tattoo auf dem Handgelenk der rechten Hand. Das ist sehr auffällig, vielleicht verrät sie ihr Tattoo. Und unsere Experten haben festgestellt, sie spricht akzentfreies Russisch, sie könnte aber auch am Balkan leben."

Was uns alle noch interessiert: Wie stark ist der Bezug der Ermittlungen zur österreichischen Innenpolitik, gibt's da Spuren, die zu anderen Parteien führen?

Holzer: "Da darf ich nichts zu den einzelnen Verfahren sagen."

Wie viele Ermittler sind bei Ihnen im Soko-Team dabei?

Holzer: "13 sind im Kern-Team, zehn weitere Beamte unterstützen uns. Ich durfte die besten Kriminalisten Österreichs zu mir ins Team holen, das war gut. Fallweise untertstützen uns auch die Cobra und der Verfassungsschutz."

Vor wenigen Wochen gab's auch Vorwürfe gegen die Soko - etwa, dass 2015 nicht schon einer Anzeige des Anwalts M. gegen Heinz-Christian Strache nachgegangen worden sei. M. hätte auch Belastungsmaterial angeboten.

Holzer: "Gut, dass das erwähnt wird. Ja, ich kann mich gut erinnern. Der Anwalt ist damals bei mir aufgetaucht und hat gesagt: ,Vor den Landtagswahlen 2015 müsst ihr mit euren Ermittlungen gegen Strache fertig sein.' Der Typ hat dann eine Menge Geld vom Innenministerium gefordert - aber er hat uns nicht sagen wollen, von wem er das angebliche Belastungsmaterial hatte. Wir begannen trotzdem zu ermitteln, es fehlte aber die Person, die das angeblich belastende Material gesammelt hat. Die Staatsanwaltschaft hat dann das Ermittlungsverfahren eingestellt, nicht wir."

Können wir schon demnächst mit weiteren Ermittlungserfolgen in der "Causa Ibiza" rechnen? Was ist mit Detektiv H., der auf der Flucht sein soll?

Holzer: "Dazu will ich gar nichts sagen . . ."

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