Gehalts-Plus

Steckt Regierungs-Intrige hinter Wirtschaftskammer-Leak?

Hinter dem Wirbel um die Erhöhung der Wirtschaftskammer-Gehälter soll laut Insidern eine Intrige aus den eigenen Reihen stecken. Einige Regierungsmitglieder dürften eine offene Rechnung mit dem "zu kritischen" Wirtschaftskammer-Präsidenten haben. 

Das Gehaltsplus für die Mitarbeiter der Wirtschaftskammer sorgt nach wie vor für Schlagzeilen: Ursprünglich hätten die Gehälter der WKO-Mitarbeiter um 4,2 Prozent steigen sollen. Nun wird die Erhöhung für ein halbes Jahr ausgesetzt, sie kommt erst ab Juli 2026 - so kommt die Wirtschaftskammer auf durchschnittlich 2,1 Prozent, rechnet man vor.

In der Wirtschaftskammer sorgt die öffentliche Debatte für Ärger. Ein Kammer-Mitarbeiter: "Meine Kollegen in der Arbeiterkammer haben im letzten Jahr genau die Erhöhung bekommen, die wir jetzt ein Jahr später auch kriegen.“

Auch andere Kammern erhöhen Gehälter auf Basis der Inflation 

Auch in anderen Kammern sind Erhöhungen auf Basis der Höhe der jeweiligen Inflation üblich. Da die Wirtschaftskammer immer ein Jahr später dran ist, kommt es zur schiefen Optik. Real gebe es aber kaum Unterschiede zu anderen Kammern, heißt es aus der WKO.

Während die WKO-Gehälter in den letzten zehn Jahren im Schnitt um 2,6 Prozent gestiegen sind, waren es im öffentlichen Dienst durchschnittlich 3,3 Prozent Erhöhung.

Ein langjähriger Kammer-Mitarbeiter: "Wir kriegen jedes Jahr meist weniger als alle anderen und kriegen jetzt dafür auch noch die Watschen. Wie sollen wir das den tausenden Mitarbeitern erklären, von der Sekretärin bis zur Buchhalterin?"

"Haben Fehler gemacht"

WKO-Präsident Harald Mahrer hat nun in einem Interview mit der „Presse“ zu der Causa Stellung genommen: "Wir haben Fehler gemacht. Ich habe Fehler gemacht. Ich verstehe die Kritik", so Mahrer. "Die Kritik bewegt mich auch emotional stark, weil wir 5.800 Mitarbeiter haben, die einen super Job machen, auch viele im Ausland. Auch Tausende tolle Funktionäre. Vor die stelle ich mich auch. Man kann sich gern an mir abarbeiten, aber nicht an denen."

Kritik gab es auch an den Funktionsentschädigungen der Wirtschaftskammer-Präsidenten. Mahrer erhält 15.000 Euro. Zum Vergleich:  Die Arbeiterkammer-Präsidentin liegt mit 14.491,91 Euro in der gleichen Liga. 

Regierungsintrige gegen kritischen WKO-Präsident? 

Hintergrund des Leaks um die Wirtschaftskammer-Gehälter dürfte übrigens eine politische Intrige sein. Mahrer habe sich in den letzten Wochen mit seiner Kritik an der Regierung ("Schläft in der Pendeluhr") nicht viele Freunde bei den Koalitionsparteien gemacht. 

Gerade in der ÖVP und insbesondere im Umfeld des Kanzlers sind die Äußerungen des WKO-Präsidenten auf großen Unmut gestoßen. "Gut möglich, dass es sich hier um eine Racheaktion aus den eigenen Reihen handelt", mutmaßt ein hochrangiger ÖVP-Insider. "Mahrer war da einigen in der Regierung zuletzt wohl zu kritisch, jetzt will man ihn scheinbar mundtot machen."

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