OECD-Studie

Steuer steigt trotz Reform konstant

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Besonders stark ist die Belastung bei Kleinverdienern, Familien und Alleinerzieherinnen.

Trotz der Steuerreformen der Jahre 2004 und 2005 hat die Belastung der Österreicher durch Lohnsteuer und Sozialbeiträge in den vergangenen Jahren nicht ab- sondern zugenommen. Das geht aus einer Studie der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung hervor. Besonders stark war die Belastung bei Gering- und Durchschnittsverdienern, bei Familien und Alleinerzieherinnen.

An fünfter Stelle
Arbeitseinkommen werden nur in Belgien, Ungarn, Deutschland und Frankreich stärker besteuert als in Österreich - und zwar mit bis zu 55,5 Prozent. Hierzulande machten Steuern und Sozialabgaben im Vorjahr 48,5 Prozent der gesamten Arbeitskosten aus. Einem durchschnittlich verdienenden Single bleiben also von 100 Euro, die er seinen Arbeitgeber kostet, nur 51,5 Euro übrig. Von den 30 verglichenen Industriestaaten liegt Österreich damit an fünfter Stelle.

Anstieg bei Familien
Die Belastung ist für Alleinerzieherinnen und Familien mit Kindern zwar in Relation geringer, aber sie ist zuletzt deutlich stärker gestiegen als die der Singles. Konkret heißt das: Ein verheirateter Durchschnittsverdiener mit zwei Kindern zahlte 2007 um 2,7 Prozent mehr Steuern als 2000, ein unverheirateter gut verdienender Arbeitnehmer ohne Kinder nur um 0,4 Prozentpunkte mehr. Insgesamt hat er aber natürlich eine höhere Steuerlast als sein schlechter verdienender Kollege mit Kindern (50,8 Prozent statt 38,9 Prozent).

Plus auch bei Kleinverdienern
Die bei den Steuerreformen geplante Entlastung der Niedrig- und Durchschnittsverdiener hat laut OECD nicht gegriffen. Demnach sollte beispielsweise eine Alleinerzieherin mit zwei Kindern und 15.000 bis 19.000 Euro Jahresbrutto um sechs Prozent weniger Steuern zahlen als 2000. Tatsächlich waren es 2006 um bis zu zwei Prozent mehr. Weniger stark belastet als geplant wurden dagegen gut verdienende Singles.

Beihilfen nicht valorisiert
Grund für diese Entwicklung ist, dass soziale Transferleistungen (Kindergeld, Familienbeihilfe) nicht an die Inflation angepasst werden (sie machten für Alleinerzieherinnen 2000 noch 11,6 Prozent des Durchschnittseinkommens aus, 2006 nur noch 7,4 Prozent). Als zweiten Grund nennt die OECD die Kalte Progression. Dadurch rutschen immer mehr Niedrigverdiener über die Steuerfreigrenze von 10.000 Euro jährlich und müssen den hohen Eingangssteuersatz von 38,3 Prozent bezahlen.

Ungerechte Sozialversicherung
Außerdem bestätigt die OECD die geringe Verteilungswirkung des österreichischen Steuersystems. Im Vergleich zu den meisten anderen Ländern mit einer hohen Steuer- und Abgabenlast fallen die Abzüge für höhere Einkommen moderat aus. Grund ist die Höchstbeitragsgrundlage für die Sozialversicherung: Für Einkommensteile über 3.930 Euro werden keine Sozialbeiträge mehr fällig. Wer mehr als das Doppelte des Durchschnittslohns verdient, zahlt die gleichen Abgaben wie ein Durchschnittsverdiener.

Die OECD-Studie berücksichtigt die Steuer- und Sozialabgaben auf die gesamten Arbeitskosten plus das Einkommen aus Sozialtransfers (Kindergeld, Familienbeihilfe). Nicht enthalten sind Einkünfte aus Kapital, selbstständiger Arbeit, Vermietung und Verpachtung. Als Durchschnittseinkommen herangezogen wird der durchschnittliche Jahresbruttoverdienst eines Vollzeitarbeiters in der Industrie von 37.644 Euro im Jahr 2007.

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