Nach seiner jüngsten Fettnäpfchen-Tour startet Matthias Strolz die Neos neu.
Matthias Strolz ist wie immer übersprudelnd – aber selbstkritisch. Nach der Riesenaufregung über die Neos-Forderung nach Legalisierung von Cannabis und dem 12-Stunden-Arbeitstag kündigt der Neos-Chef in ÖSTERREICH einen inhaltlichen und personellen Neustart seiner Partei an. So werde der Bundesgeschäftsführer Feri Thierry künftig zentral die Kommunikation der Partei leiten. Und erstmals bekommen die Pinken mit Henrike Brandstötter auch eine zentrale Kampagnenleitung.
Die Neos treten bei allen 12 Wahlen bis 2018 an
Das Modell ist bekannt, machen es doch die Grünen mit Stefan Wallner und Kampagnenchef Martin Radjaby ähnlich. Die Neos-Kampagnenleitung wird beschäftigt sein: Strolz will bis 2018 bei allen 12 Wahlen – von der Nationalrats- bis zur ÖH-Wahl – antreten.
ÖSTERREICH: Vor einem Jahr wollten Sie 15 % knacken. Jetzt geben Ihnen Umfragen nur 6 %. Zu viele Fettnäpfchen?
Matthias Strolz: Wir sind über dem Ergebnis der Nationalratswahl. Aber ich gebe zu: Wir haben eine Hochschaubahn erlebt.
ÖSTERREICH: Wie wollen Sie noch auf die 15 % kommen?
Strolz: Neos braucht jetzt einen Entwicklungssprung. Wir sind sehr stark gewachsen. Da muss man sich Kleider vom Leib reißen, weil die uns nicht mehr passen. Wir laufen mit Hochwasserhosen herum.
ÖSTERREICH: Was konkret?
Strolz: Wir werden stärker bei unseren Kernthemen bleiben: Bildungswende und Sozialsysteme. Weg mit der Pensionslüge und her mit Lösungen, damit unsere Kinder auch eine Pension bekommen.
ÖSTERREICH: Hat das auch personelle Konsequenzen?
Strolz: Wir brauchen eine Kommunikation aus einer Hand, das macht Geschäftsführer Feri Thierry für Partei, Parlamentsklub und Neos-Akademie. Wir werden mit Henrike Brandstötter eine zentrale Kampagnenleitung haben.
ÖSTERREICH: Bis 2018 stehen 12 Wahlen von der Landtags- bis zur ÖH-Wahl an. Treten Sie überall an?
Strolz: Ja. Wir haben diskutiert, ob man irgendwo zurücktreten sollte: Nein! Neos ist da, um Verfilzungen zu sprengen. Das hämmern wir wie die Wilden. Und es tut echt weh, wenn uns das nicht gelingt.
ÖSTERREICH: Die ÖVP hat mit Mitterlehner einen liberaleren Chef. Ihr Nachteil?
Strolz: Da freue ich mich einmal für das Land, dass die ÖVP den Weg in die Erneuerung findet. Das ist ja auch unser Erfolg.
ÖSTERREICH: Sie wollten eine Koalition mit Kanzler Kurz. Wie sieht es mit einem Kanzler Mitterlehner aus?
Strolz: Ich kann mit ihm persönlich schon. Er ist zwar geprägt von Kammerlogik. Aber es ist sicherlich so, dass wir eine gute Arbeitsbasis miteinander hätten.
D. Knob