"Für Bleiberecht"

Tausende bei Demo für Arigona

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20.000 Teilnehmer zählten die Veranstalter bei der heutigen Demonstration für Arigona. Sie selbst war nicht dabei.

 

Für eine "menschenwürdige Fremdenpolitik" haben Donnerstagabend tausende Menschen in Wien demonstriert. Stellvertretend wurde das sofortige Bleiberecht für die kosovarische Familie Zogaj gefordert, aber, so hieß es in einem Redebeitrag: "Es gibt viele Arigonas." Die Polizei schätzte die Teilnehmer auf etwa 7.000, die Veranstalter sprachen von bis zu 20.000 Personen.

Prominente Redner
Die Kundgebung vor der Hofburg wurde von zahlreichen Prominenten und auch Politikern unterstützt. Der frühere SPÖ-Minister Rudolf Scholten appellierte an Innenministerin Maria Fekter (V): "Nicht Gnade oder Milde ist gefragt, sondern Gerechtigkeit und Vernunft. Tun Sie das Vernünftige."

Willi Resetarits forderte die Loslösung der Integrationsagenden aus dem Innenressort: "Das Fremdenrecht und Asylrecht wird alljährlich verschärft. Es ändert sich zum Schlechteren. Ändern wir die Dinge, die schief laufen. Auf uns kommt es nämlich an, nicht auf die Zauderer, Zyniker und Zündler, die waren lange genug am Wort. Wir brauchen niemanden, der Menschen gegeneinander aufhetzt", so Resetarits. Weiters meinte er: "Machen wir uns stark für faire und rechtsstaatliche Asylverfahren, denn Flucht ist kein Verbrechen."

Botschaft von Jelinek
Von der Literaturnobelpreisträgerin Elfriede Jelinek wurde mangels Videowall nur eine Audiobotschaft übertragen. Sie verlas dabei einen ihrer Texte für Arigona Zogaj. Einen Bühnenauftritt hatte der Rapper Fuchs MC mit seinem Lied "Nichts gegen Ausländer, aber". Er erklärte: "Meiner Meinung nach sollte Fekter ein Praktikum bei Ute Bock (Flüchtlingshelferin, Anm.) machen, damit sie auch einmal die andere Seite kennenlernt." Die frühere ÖH-Vorsitzende Barbara Blaha sagte: "Wenn Gesetze an der Menschlichkeit vorbeigehen, dann ändern wir sie doch. Schließlich ist Österreich das Land der Anlass-Gesetzgebung."

Friedlich
Die Kundgebung verlief laut Polizei friedlich und ohne Zwischenfälle. Arigona Zogaj selbst war nicht anwesend. Sie bedankte sich telefonisch für die Unterstützung, das wurde den Teilnehmern ausgerichtet.

 

Kabarettist Erwin Steinhauer, Schriftsteller Michael Köhlmeier, Oscar-Preistäger Stefan Ruzowitzky, „Kaiser“ Robert Palfrader, Volksanwältin Terezija Stoisits … – sie alle rufen „Genug ist genug!“. Unter diesem Motto fand heute Abend am Wiener Ballhausplatz eine Demonstration für Arigona Zogaj und ihre Familie statt. „Ich habe nicht eine Sekunde überlegt“, so Köhlmeier. „Jeder, der nur einen kurzen Blick in die jüngere Vergangenheit wirft, muss da hingehen.“

20:30 Uhr: Das oe24-team unter der Leitung von Redakteur Prügger verabschiedet sich nun von der Live-Berichterstattung und widmet sich nun dem Nachbericht, Fotos und Meinungen inklusive.

20:27 Uhr: Zum Abschluß der Demo folgt nun ein längeres Konzert der Band Ginga. Ein wahrer Geheimtipp wie mir versichert wurde, der erst kürzlich beim Wiener Popfest manch Zuschauer an Arcade Fire denken ließ.

20:24 Uhr: Durchaus der eloquenteste Redner des Abend, spannt Herr Misik einen weiten Bogen um seine Kritik an der Politik in diesem Lande vorzubringen.

20:18 Uhr: Jetzt Robert Misik als letzter Redner des Abends. Er klagt die "harte Mizzi" an. Und macht sich durchaus ein wenig lustig über ihre "selbstmitleidigen" Interviews der letzten Tage: "Ja gehts noch, Frau Fekter?".

20:17 Uhr:

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© APA/GEORG HOCHMUTH

Positive Stimmung (c) APA/GEORG HOCHMUTH

20:14 Uhr: Frau Stoisits ist heute nicht als "Amtsperson" hier, sondern aus Menschlichkeit.

20:11 Uhr: Die grüne Volksanwältin Terezija Stoisits ist als nächste an der Reihe. Kroatische Begrüßung als historisches Zitat.

20:03 Uhr: Als nächster Act auf der Bühne Violetta Parisini. "Wohlfühlmusik", man verzeihe mir den Ausdruck.

20:02 Uhr: Die Redner sprechen auch immer wieder an, dass Arigona kein Einzelfall sei.

20:01 Uhr: Arigona hat bei den Veranstaltern der Demo angerufen und bedankt sich bei all ihren Unterstützern.

19:55 Uhr: "Das Asyl- und Fremdenrecht ändert sich jedes Jahr zum schlechteren. Also lasst uns die Dinge ändern". "Gegen Zauderer, Zyniker und Zündler". Die Integrationsagenden "müssen raus aus dem Innenministerium", so die Forderung von Resetarits.

19:52 Uhr: Willi Resetarits begrüßt als nächster die "Damen und Herren, die Maderln und Buam".

19:51 Uhr: Die Vorwürfe richten sich aber nicht nur an die Innenministerin, sondern auch an die gesamte Regierung.

19:49 Uhr: Scholten spricht die "halbwitzigen Vorschläge" bezüglich Scheinehe und Schlüsselkraft von Fekter an .

19:47 Uhr: Lieblings-Gegner der Redner heute ist Ministerin Maria Fekter.

19:46 Uhr: Nun der Ex-Minister Rudolf Scholten auf der Bühne.

19:44 Uhr:

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© APA/GEORG HOCHMUTH

Erste Bilder der Demo (c) APA/GEORG HOCHMUTH

19:39 Uhr: "Scheinasylanten! Scheinasylanten! Überall, überall Scheinasylanten! Da hilft nur noch Hubschraubereinsatz! "

19:38 Uhr: Jetzt die Künstlerin Gustav. Mithilfe vom Kollegen Peter Hörmanseder (fame of maschek) gibt man Foyer des Arts "Handtaschenräuber" zum Besten.

19:35 Uhr: Arigona ist heute nicht anwesend, sie befand sich auf einem Schulausflug.

19:31 Uhr: Frau Jelinek zitiert zum Anfang einige "Poster", vielleicht auch welche von oe24.at?

19:30 Uhr: Das Video von Elfriede Jelinek entpuppt sich als Tonspur, "die Lichtverhältnisse" sind schuld.

19:29 Uhr: Die Veranstalter sprechen von 20.000 Demonstranten und "es werden immer mehr".

19:27 Uhr: Am Heldenplatz erklingt zwar die ein oder andere Fußball-Tröte, Vuvuzelas gab es bislang noch keine zu hören.

19:25 Uhr: Nächste Rednerin ist die Akademikerin Araba Evelyn Johnston-Arthur.

19:23 Uhr: Nun betritt Fuchs MC die Bühne, "der politischste Rapper Österreichs" reitet gleich einmal eine Attacke gegen "skrupelose Boulevardmedien und Politiker" und deren Schuld an der Causa Arigona.

19:20 Uhr: Auch der Ungenacher Pfarrer Josef Friedl ist heute dabei und legt seinen Standpunkt dar.

19:18 Uhr: Zahlreiche Luftballons sieht man im Publikum, gerne in grün und gelb.

19:15 Uhr: Auch eine Videobotschaft von der Literaturnobelpreisträgerin Elfriede Jelinek ist angekündigt.

19:02 Uhr: Jetzt spricht gerade die ehemalige ÖH-Vorsitzende Barbara Blaha.

18:49 Uhr: Unser Reporter vor Ort geht davon aus, dass beim Start der Demo rund 2.000 Personen anwesend waren.

18:45 Uhr: Zahlreiche Gruppierungen haben in den letzten Tagen zur Demo aufgerufen.

18:30 Uhr: Langsam füllt sich der Wiener Heldenplatz zur Demo.

Zahlreiche Prominente
Bei der Kundgebung werden viele der 56 Prominente auch auf der Bühne auftreten: Pfarrer Josef Friedl, der Arigona seit Jahren unterstützt, hält ebenso eine Rede wie Volksanwältin Terezija Stoisits und SPÖ-Rebellin Barbara Blaha. Auch der Musiker Willi Resetarits wird auftreten. Nobelpreisträgerin Elfriede Jelinek sendet eine Videobotschaft. „Wir wollen die Wut und die Frustration über den derzeitigen Zustand in der Asylpolitik zeigen“, so Organisator und Publizist Robert Misik. Deswegen beschränkt sich die Demonstration auch nicht auf Arigona und ihre Familie. Zwischen den Beiträgen werden andere „haarstäubende Fälle“ vorgelesen, die den scharfen Asylrichtlinien in Österreich zum Opfer fielen. Aus Oberösterreich und aus der Steiermark kommen eigens Busse, um die Menschen zur Demo nach Wien zu bringen. Die Veranstalter hoffen auf mehr als 10.000 Teilnehmer.

Aus dem Unterstützungskomitee kommen aber auch kritische Stimmen: „Ich habe ein seltsames Gefühl, weil zwei Jahre Zeit waren, etwas Großes zu machen“, so Autor Franzobel. „Jetzt ist es für die Zogajs schon zu spät.“

Arigona selbst wird bei der Demonstration nicht dabei sein. „Das ist gar nicht möglich“, so Pfarrer Friedl. „Ihr Zustand ist so schlecht, die Familie kann gar nicht kommen.“ Für die Zogajs beginnt nun die Zeit des Abschieds. Arigona und ihre kleinen Geschwister haben noch eine Schulwoche vor sich, bis auch ihre letzte Frist in Österreich abgelaufen ist. Im Kosovo warten die großen Brüder – und 60% Jugendarbeitslosigkeit sowie bittere Armut.

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