Duell um die Hofburg

Tritt Erwin Pröll als Präsident an?

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Hinter den Kulissen der Koalition fällt in den nächsten Tagen die Vorentscheidung für die Präsidentenwahl 2010. Die Anzeichen, dass Erwin Pröll antritt, verdichten sich.

Der Damm ist gebrochen: Im Interview spricht heute der erste ÖVP-Funktionär aus, was die schwarze Basis immer stärker fordert: Die ÖVP soll noch vor dem Sommer festlegen, dass sie bei der Bundespräsidentenwahl im kommenden April 2010 einen eigenen Kandidaten aufstellt.
Mit dem Niederösterreicher Gerhard Karner betont sogar erstmals ein Landes-Geschäftsführer: „Ich höre, dass es bei der ÖVP-Basis den Wunsch nach einem eigenen Kandidaten gibt.“

Erwin Pröll tritt an
Wer dieser ÖVP-Kandidat sein soll, ist kein Geheimnis mehr. Hinter den Kulissen hat Landes-Kaiser Erwin Pröll (zuletzt mit 54% der Stimmen fulminant gewählt) bereits klar gemacht, dass er 2010 als Präsidenten-Kandidat ins Rennen gehen will.

Direkt-Duell mit Fischer?
Die ÖVP-Granden wissen nur noch nicht, ob diese bisher geheime Ansage Prölls nur für den Fall gilt, dass der regierende Bundespräsident Heinz Fischer nicht mehr antreten will – oder ob Pröll auch in ein Direkt-Duell mit Fischer gehen würde.
Die ÖVP-Ansage eines eigenen Kandidaten ein Jahr vor der Wahl hat ein klares Ziel: Heinz Fischer, der sich „bis nach der Sommerpause Bedenkzeit für ein nochmaliges Antreten“ erbeten hat, soll zur vorzeitigen Aufgabe „weichgeklopft“ werden.

Fischer versucht seit Wochen hinter den Kulissen von SPÖ und ÖVP (!) eine Zustimmung zu erreichen, dass ihn die Große Koalition „als gemeinsamen Kandidaten“ nominiert.
Fischer weiß: In der derzeitigen Protest-Stimmung der Wähler hätte er bei einem starken ÖVP-Gegner und eigenen Kandidaten von FPÖ, BZÖ, Grünen plus Unabhängigen im ersten Wahlgang mit großer Sicherheit keine absolute Mehrheit mehr.

Ein amtierender Bundespräsident, der aber mit weniger als 50% in den zweiten Wahlgang muss, wäre in den Augen der Wähler vermutlich schwer beschädigt.

Was will Pröll junior?
Die Pröll-Anhänger kalkulieren daher: Wenn die ÖVP einen eigenen Kandidaten „ansagt“ und Pröll seine Kandidatur andeutet, würde Fischer aufgeben – und auf eine Wiederkandidatur verzichten.

Womit die spannende Frage der nächsten Tage lautet: Wie verhält sich Josef Pröll? Top-Insider der Regierung behaupten, der „Neffe“ sei von der Kandidatur des „Onkels“ als Staatsoberhaupt alles andere als begeistert. Seine Chancen, bei der nächsten Wahl Bundeskanzler zu werden, würden dramatisch sinken, „weil die Österreicher sicher nicht zwei Prölls an der Spitze des Staates wollen“.

Offiziell sagt Josef Pröll, er hätte mit der Kandidatur seines Onkels überhaupt kein Problem, glaube aber nicht, dass der ernsthaft ein Antreten für die Hofburg überlege.

Druck wächst
In beiden Parteien verstärkt sich nun der Druck für eine Vorentscheidung noch vor der Sommerpause. In der ÖVP will vor allem die Niederösterreich-Basis eine Ansage des „eigenen ÖVP-Kandidaten“.
Und in der SPÖ wächst der Druck auf Heinz Fischer. „Er muss noch vor dem Sommer klar sagen, ob er antreten will“, sagt ein mächtiger SP-Landeschef, „sonst beschädigt er seine Chancen für die Wiederwahl dramatisch und gibt Pröll alle Chancen...“

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