ÖVP-Sturzflug geht weiter

Umfrage: Kalt-Start für Spindelegger

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Erste ÖSTERREICH-Umfrage: Schwarz verliert weiter, die Mehrheit glaubt, dass der Wechsel nichts bringt

Noch hält sich der „Trainereffekt“ in der ÖVP in Grenzen. Die erste Sonntagsfrage nach dem Abgang von Josef Pröll und der Kür Michael Spindeleggers zum Parteichef bringt für die ÖVP ein ernüchterndes Ergebnis: Sie fällt auf einen neuen historischen Tiefststand zurück. Wären am morgigen Sonntag schon Wahlen, könnte sie nur mehr mit 21 Prozent der Stimmen rechnen.

Bei Rohdaten liegen SPÖ und FPÖ schon gleichauf
Platz zwei ist für die ÖVP daher kein Thema mehr. Sie liegt nun schon fünf Prozent hinter der FPÖ und sechs hinter der SPÖ zurück. Dass sie sich noch auf Platz drei halten kann, verdankt die ÖVP einzig und allein der Schwäche der österreichischen Grünen, die anders als in Deutschland nur schwach zulegen. Immerhin liegen sie bereits bei 16 Prozent.

An der Spitze kommt es zu einem Kopf-an-Kopf-Rennen. Die SPÖ liegt mit 27 Prozent nur mehr hauchdünn vor der FPÖ (26 Prozent). Allerdings: Bei den Rohdaten, also bei den bereits jetzt fix deklarierten Wählern, liegen die beiden Parteien völlig gleich, nur die Zurechnung der besseren Sympathiewerte und der relativ starke Kanzlerbonus von Werner Faymann halten die SPÖ noch an der Spitze.

Spindeleggers neue ÖVP wird bald einen Befreiungsschlag brauchen, wenn der Rückstand nicht noch größer werden soll. Die Österreicher bewerten nämlich in der aktuellen Gallup-Umfrage (gefragt wurde Donnerstag und Freitag) den Wechsel an der Parteispitze sehr skeptisch: Nur 20 Prozent glauben, dass die ÖVP mit Spindelegger stärker wird, 54 Prozent bezweifeln das. Positiv für Spindelegger: Immerhin hält ihn die Mehrheit der deklarierten ÖVP-Wähler für den aussichtsreicheren Parteichef als Pröll (42:38 Prozent).

87 Prozent halten Prölls Abgang für völlig richtig
Der Abgang von Josef Pröll wird in der Öffentlichkeit nüchterner bewertet als in den Medien: Zwar halten überwältigende 87 Prozent seinen Rücktritt aus gesundheitlichen Gründen für richtig, doch nur 41 Prozent (58 % der VP-Wähler) bedauern seinen Abgang, 47 Prozent (35 % der VP-Wähler) bedauern ihn nicht.

Nur 28 Prozent wünschen sich ein Comeback Prölls, wenn es seine Gesundheit zulässt.

Sonntagsfrage: ÖVP weiter im Sturzflug

Die erste ÖSTERREICH-Umfrage nach dem Wechsel (Gallup, 400 Befragte, Zeitraum: 14./15. April) bringt ein für die ÖVP alarmierendes Ergebnis: Auch Spindelegger kann den Abwärtstrend nicht stoppen.

Umfrage: Kalt-Start für Spindelegger
© oe24


Nur 21 Prozent – so tief lag die Partei noch nie. Vorne kämpfen SPÖ und FPÖ um die Spitze. In den Rohdaten (bei den klar deklarierten Wählern) liegen beide Parteien bei 18 Prozent – nur mehr die höheren Sympathiewerte und der Kanzler­bonus halten die SPÖ auf Platz eins.

Bei den Männern liegt die FPÖ bereits klar vorne (Rohdaten: 25 Prozent). Die Grünen und auch das BZÖ können leicht zulegen.

Kanzlerfrage: Faymann führt


Das Chaos in der ÖVP nützt dem Kanzler: SP-Chef Faymann kann in der Kanzlerdirektwahl-Frage zulegen: mit 28 % klar vor der Konkurrenz. Aber auch VP-Chef Spindelegger liegt mit 19 Prozent besser als Vorgänger Pröll. Strache stagniert.

Umfrage: Kalt-Start für Spindelegger
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Biografie: Das ist Michael Spindelegger

Geboren wurde Spindelegger am 21. Dezember 1959 in Mödling.

Der Jurist wurde 2008 Österreichs Außenminister.

Begonnen hat seine politische Karriere unter dem damaligen Außenminsiter Alois Mock.

Ab 1991 war Spindelegger Bundesobmannstellvertreter des ÖAAB.

Von 2000 bis 2006 war er Klubobmann-Stellvertreter der ÖVP im Nationalrat.

Ab 2006 war er dann zweiter Nationalratspräsident.

Von Josef Pröll wurde er im Dezember als Außenminister nominiert.

Nach Prölls Rückzug aus der Politik folgt er ihm nun als ÖVP-Chef nach.

Seine Wahl erfolgte einstimmig.

Ob Spindelegger Außenminister bleibt, ist noch völlig unklar.

In seine Amtszeit fiel die zweijährige österreichische Mitgliedschaft im Sicherheitsrat der Vereinten Nationen von 2009 bis 2010.