Der Kanzler warnt beim Wahlauftakt in Graz vor Schwarz-Blau.
Schwarz-Blau soll der rote Wahlschlager werden. Das wurde beim offiziellen Wahlkampf-Auftakt der SPÖ Donnerstagabend in Graz klar. Umfassend warnte da Bundeskanzler Christian Kern vor einer Neuauflage einer Koalition von ÖVP und FPÖ und stellte dem die Option eines solidarischen Landes unter SPÖ-Führung entgegen.
3.000 Funktionäre waren dem Ruf der Sozialdemokraten in die steirische Landeshauptstadt gefolgt, dabei fast alles was die SPÖ an Rang und Namen zu bieten hat. Einzig Verteidigungsminister Hans Peter Doskozil (bei einem EU-Termin), Burgenlands Landeshauptmann Hans Niessl und die Tiroler Landeschefin Elisabeth Blanik ließen den Auftakt in der Grazer Stadthalle aus.
Zu sehen bekamen jene, die da waren, einen ganz auf den Spitzenkandidaten zugeschnittenen Event. Kern war der einzige Redner und durfte sich vom Publikum vor allem zu Beginn und am Ende seiner gut einstündigen Rede bejubeln lassen. Der Kanzler nahm die Ovationen des Auditoriums mit einem Griff ans Herz an und sprach von einem bewegenden Moment, sei es doch motivierend zu wissen, wie viele hinter einem stünden.
Richtungsentscheidung
In seiner Rede fackelte der SPÖ nicht lange und rief den Urnengang am 15. Oktober gleich zur Richtungsentscheidung aus. Bei der Wahl werde sich entscheiden, ob der Erfolg des Landes künftig vielen zu Guten komme oder nur einigen wenigen, sowie ob das Verbindende gestärkt werde oder das Trennende in den Vordergrund rücke.
Wofür er selbst steht, machte Kern nicht ganz ohne Pathos klar: "Was mich persönlich leitet, ist eine kraftvolle Idee. Ich lebe mein Leben so wie ihr auch. Ich bin davon überzeugt, dass ich nicht mehr wert bin als jeder andere. Ich kümmere mich um meinen nächsten und wenn mein Nachbar ein Problem hat, bin ich da, um ihm zu helfen. Wir sind keine Egoisten, wir sind Teil einer Familie, Teil eines Landes, Teil Europas, Teil der Welt, Teil der Menschheit."
Weit weniger rosig war das Bild, das der SPÖ-Vorsitzende von Volkspartei und Freiheitlichen zeichnete. Es gehe nun gegen ein Weltbild, wo der Wert eines Menschen vom Kontostand abhänge.
Angesichts der teils hohen Zuwendungen für die ÖVP vermutete Kern: "Man spendet ein paar Millionen und bekommt ein paar Milliarden zurück." Auch den Freiheitlichen unterstellte er, sich nicht den Sorgen der Arbeitnehmer widmen zu wollen: "Bevor die FPÖ wirklich die Interessen des kleinen Mannes vertritt, wird Mick Jagger demnächst in Spielberg den Erzherzog-Johann-Jodler anstimmen."
Seiner Partei versuchte Kern Mut zu machen. Bei manchen herrsche die selbe Hochmütigkeit, wie sie schon 2000 geherrscht habe: "Wir werden ihnen klar machen, dass sie sich zu früh freuen. Wir treten mit dem Anspruch an, Nummer eins zu werden." Es sei entscheidend, dass die SPÖ die Regierung anführe: "Machterhalt, Jobs, warme Sessel interessieren mich null. Ich bin nicht bereit, dass wir dafür unsere Grundsätze über Bord werfen", tönte Kern unter dem lauten Applaus des Publikums.
Attacke gegen Kurz
Seinen wohl härtesten Gegner, ÖVP-Obmann Sebastian Kurz, nannte Kern nicht beim Namen, kritisierte ihn indirekt aber ausführlich. Den neue Stil, den manche beschwören, bestehe offenbar darin, auch Familie und Medien in die Auseinandersetzung zu ziehen und darin, "andere so richtig fertig zu machen". Bei der ersten kritischen Journalistenfrage zu jammern zu beginnen, sei zudem "wirklich schwach".
Freundlichkeiten gab es auch keine in Richtung FPÖ, dafür auf deren Kosten eines der zahlreichen Scherzchen, die Kern in seine Rede eingebaut hatte: "Beim Klimawandel glauben die ja, das haben die Chinesen erfunden." Zum Frauenbild der Freiheitlichen wiederum meinte Kern, nach deren Vorstellung sollten die Frauen dem Heiratsmarkt und nicht dem Arbeitsmarkt zur Verfügung stehen.
Zum Abschluss seiner Rede kam dann freilich ein Schwarzer zu Ehren. Kern rief seinem Parteivolk berühmte Worte Leopold Figls zu: "Glaubt an dieses Österreich!"