"Das einzig Grüne, das ich mag, ist der Grüne Veltliner", so der Bürgermeister.
Es ist eine lang gehegte Tradition: Einmal im Jahr greift Wiens Bürgermeister Michael Häupl (SPÖ) zur Rebschere, um bei der Weinlese zu helfen. Dies geschieht am Schwarzenbergplatz, wo sich der kleinste Weingarten der Stadt befindet. Am Dienstag war es wieder soweit: Grün beschürzt, machte er sich beherzt an die Arbeit.
Mit einem Verweis auf die Farbe seiner Schürze - und eventuell mit einem Gedanken an den Koalitionspartner - scherzte das Stadtoberhaupt dabei mit einem Gast: "Das einzig Grüne, das ich mag, ist der Grüne Veltliner." Die Traubenernte selbst verrichtete er trotz der nasskalten Temperaturen ohne Mantel und Sakko: "Eine Schürze über den Mantel zu tragen, kommt mir ein bisschen komisch vor. Daher habe ich es lassen. Aber schön ist es heute nicht."
Arbeitshilfe gab es vom Vizepräsidenten der Wiener Landwirtschaftskammer, Herbert Schilling, Dompfarrer Toni Faber und Winzer Hans Schmid. Letzterer ist Eigentümer der Weingüter Mayer am Pfarrplatz und Rotes Haus, die den Weingarten am Schwarzenbergplatz, der sich im Vorgarten eines Palais befindet, bewirtschaften. Die Gäste schnitten, umringt von Medienleuten und untermalt von einer Blasmusikkapelle, die Trauben.
Der Mini-Weingarten mit seinen rund 70 Rebstöcken wird einen Ertrag von rund 50 Flaschen Wiener Gemischten Satz bringen, hieß es. Diese werden zugunsten von "Licht ins Dunkel" versteigert. Ein Gratis-Exemplar für Häupl gibt es nicht: "Ich pflege mir meinen Wein, den ich trinke, schon zu kaufen", stellte der Bürgermeister klar.
Werbemaßnahme für Wiener Wein
Die traditionelle Weinlese in Wiens kleinstem Weingarten dient auch als Werbemaßnahme für den Wiener Wein. Was den heurigen Jahrgang des städtischen Rebensafts anbelangt, so berichtete Schilling: "Die Weingärten in Wien blieben größtenteils vom Frost im Frühjahr verschont. Der trockene und warme September brachte den Trauben optimale Reifebedingungen." Die Ernte sei bereits voll im Gang, nun würden die Toplagen geerntet werden.
"Dort, wo es keine Frostschäden gab, schaut es mengenmäßig und qualitätsmaßig sehr gut aus. Die geschädigten Lagen, die sind schon geerntet, da wird es kein Jahrhundert-Jahrgang werden. Die anderen Lagen werden vielversprechend werden", analysierte Schilling weiters. Es werde ein fruchtiger und interessanter Weinjahrgang.
In Wien gibt es 190 Winzer, die rund 660 Hektar Fläche bewirtschaften. Diese befinden sich vorwiegend in den Bezirken Döbling, Floridsdorf und Liesing. Am häufigsten (523 Hektar) werden die Flächen für die Weißweinerzeugung benutzt.