Hypo-Milliardengrab

Wir zahlen 30 Jahre für Hypo-Debakel

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19-Milliarden-Debakel: Eine ganze Generation muss für Hypo-Pleite zahlen.

Es ist der größte Bankenskandal Österreichs: 2.255 Euro dürfte die Pleite-Hypo jeden Österreicher kosten – vom Baby bis zum Großvater. Die wichtigsten Fragen zum Hypo-Debakel:

1. Wie viel müssen wir zahlen -und wann?

Die Kosten. 13 bis 19 Milliarden Euro an Verbindlichkeiten wandern in die staatliche Bad Bank. Laut SP-Staatssekretär Andreas Schieder könnte die Abwicklung der Bank das Budget bis zu 30 Jahre lang belasten (s. rechts). Der Steuerzahler pumpte seit 2008 bisher 4,8 Mrd. Staatshilfe in die Hypo – bis 2018 sind weitere 5,8 Milliarden Euro vorgesehen.

2. Wohin ist das ganze Geld verschwunden?

Faule Kredite. In dem riesigen ­Finanzloch sind vor allem faule Kredite und Kosten für Monsterprojekte am Balkan verschwunden. Auch Kärntner Prestigeprojekte für Jörg Haider verschlangen Unsummen. In den Verbindlichkeiten stecken wertlose Immobilien sowie das Hypo-Italien-Geschäft.

3. Wer profitiert vom Hypo-Debakel?

Milliardengewinne. Großanleger können sich freuen: Die Hypo hat Anleihen von 17 Mrd. Euro am Markt – das Geld, das bis 2017 fällig wird, bezahlt nun der Staat den Gläubigern. Profiteure der teils zu Dumpingpreisen gekauften Anleihen sind u. a. deutsche Pensionsfonds oder Banken, darunter auch die BayernLB.

4. Yachten, Hotels: Was gehört jetzt alles uns?

Ramschladen. Die Hypo hat sich bereits eine eigene Bad Bank verpasst: In einem Ramschladen im Internet werden am Balkan gepfändete Autos, Yachten, Luxusimmobilien und Bauruinen verscherbelt. Wert: insgesamt rund 1,7 Milliarden Euro.

5. Was waren die größten Millionen-Flops?

Haiders Erbe. Der Hypo-Skandal führt über eine Albtraumroute der Steuerzahler von Kärnten bis nach Montenegro. In Velden versickerten etwa im TV-Sehern bekannten Schloss am Wörthersee 130 Millionen Euro. Dazu kommen weitere Prestigeprojekte Jörg Haiders wie das Wörtherseestadion. Für einen Kredit an die Pleite-Airline Styrian Spirit wandert nun Ex-Hypo-Boss Wolfgang Kulterer hinter Gitter.

Schieder: "Müssen den Misthaufen aufräumen"

ÖSTERREICH: Wie viel müssen wir für die Hypo zahlen?
Andreas Schieder: Das lässt sich noch nicht sagen, der Misthaufen muss erst zusammengeräumt werden. Die Suppe hat uns die Kärntner Landesregierung unter Haider eingebrockt.

ÖSTERREICH: Ist schon das Budget 2014 betroffen?
Schieder: Warten wir das konkrete Modell ab, das die Hypo-Taskforce ausarbeitet. Die Regierung hat für heuer eine Milliarde vorgesehen – bis 2018 sind es 5,8. Ich denke, man wird damit auskommen. Die Rückzahlung kann sich ja über 10, 20 oder 30 Jahre erstrecken.

ÖSTERREICH: Die Kärntner fürchten eine Insolvenz, weil das Land pleite wäre …
Schieder: Die Kärntner werden nicht im Stich gelassen. Der Weg ist eine Bad Bank. Nachdem sich Umstände verändern können, ist eine teilweise Insolvenz nicht gänzlich auszuschließen. Ich bin aber skeptisch, ob sie beherrschbar wäre.

(gü)

Was man sich mit 19 Mrd. Euro leisten könnte

  • Einfamilienhaus. Exakt 63.333 Einfamilienhäuser (um je 300.000 Euro) könnte man um 19 Mrd. kaufen.
  • Zahnspange. 3,8 Millionen Zahnspangen (je 5.000 Euro) gingen sich um das Hypo-Geld aus.
  • Bahntunnel. Semmering-, Koralm- und sogar der Brennerbasistunnel machen gemeinsam nur 13,5 Milliarden Euro aus.
  • Bildung. 12 Milliarden Euro macht das Wissenschafts- und Unterrichtsbudget aus – mit 19 Mrd. könnte man fast zwei Jahre beide Budgets finanzieren.
  • EU-Beitrag. Sechseinhalb Jahre könnte man unseren EU-Beitrag (2,9 Milliarden) bezahlen.
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