Das sagt Österreich

Warum die FPÖ gegen Strache keine Chance hat

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Ein Kommentar von ÖSTERREICH-Herausgeber Wolfgang Fellner.

Die FPÖ hat 30 Wochen (!) nach dem Ibiza-Video ihre „Neverending Strache-Story“ endlich beendet. So oder so kommt der Schlussstrich viel zu spät: Die einst so stolze Regierungspartei hat sich in den 200 Tagen seit Ibiza in jeder Hinsicht demaskiert, blamiert – kurz: zerstört.
 
Hofer und Kickl haben von Beginn an zwei Alternativen gehabt: Sie hätten Strache sofort ausschließen, ein „Ende mit Schrecken“ inszenieren und sich ohne Strache von Beginn an neu aufstellen können.
Oder sie hätten im Stil der Burschenschafter-Tradition ihrem „Mastermind“ ewige Treue schwören, ihn als Opfer verteidigen und zeigen können, dass in der FPÖ Werte wie „Parteifreund“ nicht für „Todfeind“ stehen.
 
Taktisch klüger wäre Option 2 gewesen, weil von Beginn klar war: Jeder Strache-Ausschluss wird und muss die Partei spalten. Einer FPÖ ohne Strache fehlt nicht nur der Kopf, auch der „verschworene“ Teamgeist und vor allem die Medienshow. Strache hat bei Google 80 Mal mehr Suchanfragen als Hofer. Glaubt da jemand ernsthaft, dass Hofer einen Strache an die Wand spielen kann?
 
Jetzt hat die FPÖ die schlechtest mögliche Lösung gefunden: Zuerst 200 Tage zaudern und feig sein – und dann, als die Parteispaltung feststand, den mutigen „Rambo“ spielen, den keiner mehr ernst nimmt. Peinlicher geht’s nicht.
 
Die FPÖ ist nach diesem Ausschluss wohl auf Jahre zerstört. Für Wähler ist so eine Zögerer-und-Zauderer-Truppe nicht attraktiv. Und mit Strache als Gegner wird die einstige Regierungs- rasch zur Kleinpartei.
 
Die Mega-Erfolge eines Donald Trump und eines Boris Johnson zeigen in Tagen wie diesen: Ist der Ruf erst mal ruiniert, lebt es sich heute als Politiker völlig ungeniert.
Die Politik der 2000er-Jahre ist – leider – zum Showbusiness verkommen. Wer die schrillere, lautere, telegenere und meist absurdere Show liefert, gewinnt. Trump und Johnson zeigen vor: Man kann als Politiker nicht absurd, idiotisch und korrupt genug sein, um in Zeiten von TV und Social Media nicht noch erfolgreicher zu werden.
 
Für Strache wird der Parteiausschluss zum Befreiungsschlag. Er kann jetzt mit seinem DAÖ (für das er hoffentlich bald einen besseren Parteinamen findet) die FPÖ medial an die Wand spielen – und Hofer und Kickl werden mit ihrer alten, faden FPÖ gegen den Soap-Opera-HC keine Chance haben.
 
Ich gehe jede Wette ein, dass Strache mit seiner Splitterpartei die FPÖ schon bei der Wien-Wahl überholen wird – und dass er als „neue FPÖ“ wohl auch die Bundespolitik aufmischen wird.
Die Wahlerfolge von Johnson und Trump zeigen: Die Wähler sehen Politik heute – leider, leider – fast nur noch als Show, viel zu oft auch als Aggressionsabbau – kurz: als absurdes Theater mit Kabarettqualität.
 
Und HC Strache ist mit seinem „Ibiza-Theater“ wohl schriller und kabarettreifer als Johnson und Trump – die Wien-Wahl wird jedenfalls zur „Mutter aller Politschlachten“ werden.
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