Ein Kommentar von ÖSTERREICH-Herausgeber Wolfgang Fellner.
Derzeit stichelt die ÖVP fast täglich gegen Kanzler Kern, um ihn offenbar zur Neuwahl zu provozieren. Der Hintergrund ist allen klar: Die große ÖVP-Hoffnung Sebastian Kurz liegt derzeit in den Umfragen einfach sensationell gut.
Kurz würde im Moment eine Neuwahl gegen Kern und Strache klar gewinnen: In der ÖSTERREICH/Research-Umfrage sehen ihn bereits 61 % als besseren Kanzler – von acht Kompetenzkategorien gewinnt Kurz derzeit sieben.
VP wäre verrückt, würde sie Chance nicht nutzen
Für die ÖVP wäre eine Neuwahl noch in diesem Jahr absolut wünschenswert: Die Opposition – vor allem Neos und Grüne – ist schwer angeschlagen.
Auch der FPÖ fehlt derzeit der Auftrieb – Kurz stiehlt Strache ein populäres Thema nach dem anderen. Kein Wunder, dass Strache im Duell mit der Kurz-ÖVP 10 % zurückliegt.
Und der neue Glanz von SP-Kanzlerstar Kern verblasst im Duell mit Kurz fast völlig – plötzlich sieht Kern samt seinem „Plan A“ im Duell mit Kurz, dem Vertreter einer neuen Politikgeneration, alt aus.
Logische Folge: Wir steuern immer mehr auf Neuwahlen im Herbst zu.
Die ÖVP wäre verrückt, wenn sie jetzt die Chance für Kurz als Kanzler nicht nutzen würde.
Aber auch Kanzler Kern darf sich nicht länger von den ÖVP-Provokateuren (Kurz & Sobotka) blockieren lassen, weil er sonst seinen Kanzler- und Reformbonus verliert.
In Wahrheit ist bei einer Neuwahl alles offen: In Deutschland hat Angela Merkel gegen den – mit Kurz vergleichbaren – Umfragekaiser Schulz gerade die Saar-Wahl gewonnen. Den populären Kanzler Kern muss Kurz erst einmal entthronen.