Wolfgang Fellner

Das sagt Österreich

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Die Wette lautet: ÖVP will Grüne statt den Roten 

Ist Salzburg in diesem Jahr die kleine Polit-Welt, auf der die große ihre spannende Probe hält?

In Salzburg wagt der ÖVP-Vordenker Wilfried Haslauer erstmals das Experiment einer Dreier-Koalition von Schwarz, Grün und Stronach - obwohl Schwarz-Rot eine Mehrheit hätte und die Grünen ein schwarz-rot-grünes Bündnis wollen.

Bei vielen Beobachtern verstärkt sich der Verdacht, dass die ÖVP in Salzburg gezielt einen Probelauf wagt, der im Bund nach der Herbst-Wahl wiederholt werden könnte.
Die Wette lautet: Wenn Spindel­egger so wie Haslauer die Nummer 1 schafft, dann sprengt er die – in der ÖVP mittlerweile verhasste – Große Koalition und wagt einen „Neustart“ von Schwarz-Grün. Wenn’s sein muss, mit Stronach-Hilfe.

Der Poker wird gefährlich: Eine der beiden „Alt-Parteien“ stürzt ab …
Für alle Parteien ist dieser Salzburg-Poker im Bund mit viel Charme (Wer wünscht sich in der Regierung nicht einen Neustart?), aber auch mit viel Risiko verbunden.
Für die Grünen besteht das Risiko darin, dass sie für viele Protestwähler möglicherweise zu „regierungs-geil“ wirken. Man hat den Eindruck: Die Grünen legen sich derzeit mit jedem ins Bett, wenn sie in eine Regierung kommen – sogar mit Stronach.

Für die ÖVP ist das Risiko, dass ihre Wähler plötzlich die Grünen attraktiv finden könnten, wenn sie die Parteispitze regierungsfähig macht. Das kann die Nummer 1 kosten.

Das zweite Risiko für die ÖVP besteht darin, dass die SPÖ vermutlich ihre Liebe zu Rot-Schwarz aufgeben wird. Was Spindi kann, kann Faymann vermutlich genauso gut: Eine Dreier-Koalition mit Grünen und Stronach geht sich auch für die SPÖ (so sie Nummer 1 wird) locker aus.

Als Resultat des grünen Flirts bleibt für die nächste Wahl vermutlich tiefes Misstrauen zwischen Rot und Schwarz. Beide wittern beim andern den drohenden Betrug mit einem grünen Seitensprung.

Siegerin bei diesem Flirt-Poker wird wohl Eva Glawischnig werden: Denn eine der beiden Alt-Parteien wird nach der nächsten Wahl „über“ bleiben – die andere wird mit Grün alleine „neu“ starten.

Meinung an: wolfgangfellner@oe24.at

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