Wolfgang Fellner:

Das sagt Österreich

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Vier Kaninchen vor der Schlange Stronach

Kabarettreif. Unsere Politik sitzt vor Frank Stronach wie das Kaninchen vor der Schlange. Wir dürfen uns auf einen kabarettreifen Wahlkampf freuen. Die erste Lachnummer haben wir schon: Herr Vizekanzler hat „Fränkie“ unsere ÖBB zum Kauf angeboten. Der sagt heute in ÖSTERREICH, dass er nicht nur gerne die ÖBB, sondern am liebsten gleich ganz Österreich übernehmen und sanieren würde.

Ganz Österreich für einen Euro an Frank Stronach? Wenn „Fränk“ die ÖBB sanieren kann – warum nicht gleich das ganze Land? Wir sparen uns den Wahlkampf, vielleicht gar noch das Parlament – allmählich werden wir Absurdistan.

Warum verkaufen wir „Fränk“ nicht gleich das ganze Land um 1 €?
Im Ernst: Stronach profitiert vom Theater um seine Person, liegt in der aktuellen Gallup-Umfrage bei 10 %. Ein starker Start, bedenkt man, dass Stronach bisher weder Partei noch Programm und als Personal nur ein paar obskure und eigentlich gescheiterte Hinterbänkler hat. Die Sehnsucht der Wähler, allen real existierenden Parteien eine „Betonwatsche“ zu verpassen, ist freilich so groß, dass der kabarettreife „Fränk“ mit seinen erfrischenden Ansagen einfach alle Sympathien hat. Startet er Ende September seine 25-Millionen-Kampagne, wird sich zeigen, wie stark die Proteststimmung im Land ist. 15 %? Vielleicht gar 25 %? Alles ist möglich – ein Stronach auf Platz 3 ist nicht abwegig. Alle vier Parteien schwächeln, am meisten die FPÖ. Auch die Grünen sind im Sinkflug. Die zum „Wählerschreck“ gewordenen Selbstdarsteller Pilz und Moser versemmeln im U-Ausschuss gerade alle Erfolge.

Auch die SPÖ stagniert bei mittelprächtigen 28 %. Überraschend in dieser Woche ist nur, dass ausgerechnet die ÖVP nach all den Desastern ein Comeback schafft. Die Volkspartei verbessert sich auf 23 %, ist klare Nummer 2 . Der immer betont ruhige und seriöse Michael Spindelegger wird unterschätzt. Würde er den Kraftakt des Finanzministers schaffen, könnte er noch zum ernsthaften Herausforderer von Faymann werden. Wenn die ÖVP das Duell um die Wehrpflicht gewinnt, werden die Karten im Frühjahr ohnehin ganz neu gemischt. Mit Stronach als Joker.

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