Ein Kommentar von ÖSTERREICH- und oe24-Chefredakteur Niki Fellner.
Die Schlammschlacht zwischen Donald Trump und Joe Biden wird wohl als das brutalste TV-Duell aller Zeiten in die Geschichte eingehen. Seit gestern streiten sich die Analysten auf der ganzen Welt darüber, wem das Duell mehr geschadet hat (oder ob beide inklusive des Moderators die Verlierer sind).
Die Wahrheit ist: Dieses Duell war ein Spiegelbild Amerikas. Das Land ist so tief zerrissen zwischen rechts und links wie überhaupt noch nie. Die Rechten hassen die „sozialistischen“ Linken, die Linken die „rassistischen“ Rechten. Genau dieser Hass zwischen den Lagern hat sich bei dem TV-Duell entladen.
Beide Kandidaten haben eineinhalb Stunden genau jene Vorurteile bedient, die ihre Hardcore-Anhänger über die andere Seite haben. Das heißt aber auch, sowohl Trump als auch Biden haben mit ihrem Hass-Auftritt in ihren Kernzielgruppen sehr wohl mobilisiert. Genau solche Sager („Halt die Klappe“, „Sozialist“, „Clown“) wollen Rechte und Linke von ihnen hören.
Diese Hardcore-Anhängerschaft macht rund ein Drittel der Wähler aus – die durch diese Schimpftirade befeuert jetzt wahrscheinlich sogar eher wählen gehen. Die restlichen zwei Drittel der moderateren Mitte-Wähler waren laut einer CBS-Umfrage „genervt“ von der Debatte. Genau die müssen Trump und Biden aber überzeugen, wenn sie am 3. November gewinnen wollen. Das ist ihnen mit dem Hass-Duell definitiv nicht gelungen.