Ein Kommentar von ÖSTERREICH-Gesamt-Chef-Redakteur Niki Fellner.
Es ist eigentlich unglaublich: Vor nicht einmal vier Monaten ist die Ibiza-Bombe geplatzt – dennoch liegt die FPÖ in Umfragen seit Monaten konstant bei 19–20 %. Was in (fast) jedem anderen Land dieser Welt undenkbar wäre, ist in Österreich scheinbar völlig normal. Da fallen so „Kleinigkeiten“ wie der Auftritt von Ursula Stenzel bei einer Veranstaltung der Identitären auch nicht mehr ins Gewicht. Das Motto der FPÖ-Wähler dürfte sein: „Is eh scho wurscht.“
Die Wahrheit ist: Diese 19 % sind mittlerweile der harte Kern der FPÖ-Wähler, die die Nase von den anderen Parteien so voll haben, dass sie scheinbar kein blauer Skandal mehr schockieren kann.
Die entscheidende Frage ist: Ist die Bekenner-Quote aufgrund des Ibiza-Videos bei den moderateren FPÖ-Sympathisanten – so wie einst in den 90er-Jahren unter Haider – aufgrund des Ibiza-Skandals jetzt wieder niedriger? Dann würden die Blauen in Wahrheit besser liegen als in den Umfragen. Die guten Persönlichkeitswerte von Norbert Hofer (er liegt über seinem Parteiwert und vor SPÖ-Spitzenkandidatin Rendi-Wagner) deuten darauf hin.
Das heißt: Der Kampf um Platz 2 zwischen SPÖ und FPÖ wird knapper als viele denken. Für die SPÖ hängt jetzt alles an Wien. Kommt sie in der Hauptstadt über 30 %, ist Platz 2 gerettet. Wenn nicht, dann droht am 29. September ein blaues Beben. Und dann ist auch Türkis-Blau nicht mehr ausgeschlossen.