Ein Kommentar von ÖSTERREICH-Herausgeber Wolfgang Fellner.
Von allen Wahlen, die ich in meinem Leben erlebt habe, ist die heutige Hofburg-Wahl nach den legendären Kreisky-Wahlen der 70er-Jahre wohl die historischste. Nicht nur weil siedenlängstenWahlkampf und die meisten Emotionen hatte, auch weil wir vor einer Richtungs-Entscheidung stehen:
Wer Van der Bellen wählt, stimmt für die Fortführung unseres durchaus erprobten Systems: Stabilität, breite Koalition (Rot-Schwarz-Grün), pro Europa, liberal. Motto: Es soll nicht schlechter werden.
Wer Hofer wählt, votiert dagegen klar gegen Regierung, Establishment, liberale Politik -und wählt das "Modell Trump", den Neustart, das Erdbeben.
Beides ist legitim -für beides gibt es gute Gründe.
Mit Van der Bellen bleibt Österreichauf Fischer-Kurs, die Regierung wird gestärkt, der blaue Sieg wäre wieder mal "fünf vor zwölf" abgewehrt.
Mit Hofer wird Österreich neu gestartet, wir rücken nach rechts, die Regierung wird unter Druck geraten. Neuwahlen im Mai werden die Folge sein.
Den Protest der Hofer-Wähler kann und muss man verstehen: Sie sind die Wohlstands-Verlierer, die Wenig-Verdiener, die - zu Recht -Wut-Bürger.
Wenn Hofer heute gewinnt, haben das jene zu verantworten, die dieses Land in den Frust geführt haben: SPÖ und ÖVP. Die Watsche wäre verdient.
Ein Neustart für Österreich wäre auch bei einem Van-der-Bellen-Sieg nötig. Wir sind am Vorabend des politischen Erdbebens angekommen.