Ein Kommentar von oe24-Chefredakteur Niki Fellner.
Der neue Bundeskanzler Alexander Schallenberg hat gestern einen fehlerfreien Start hingelegt. Wer – so wie die Opposition gleich einmal kritisierte – glaubt, Schallenberg wird eine reine Marionette von Sebastian Kurz sein, der wird sich noch wundern. Schallenberg ist zwar 100 % loyal gegenüber Kurz, aber er hat (gerade in der Außenpolitik) durchaus auch seine eigene politische Agenda. Da sollte man den Vollblutdiplomaten nicht unterschätzen.
Spannend wird, wie die Zusammenarbeit zwischen Türkis und Grün in den nächsten Wochen funktioniert. Schallenberg hat zum Start – ganz Diplomat – versöhnliche Töne gegenüber dem Koalitionspartner angestimmt. Hinter den Kulissen ist die Stimmung – sowohl bei Kurz und seinen Vertrauten als auch bei Kogler, Maurer und Co. – aber alles andere als rosig. Die ÖVP sinnt auf Rache für die Kurz-Demontage, und die Grünen trauen den Türkisen keinen Millimeter mehr über den Weg.
Diese Koalition steuert unweigerlich auf den Totalcrash zu. In den nächsten Wochen ist die Richtung mit Budget, Impfoffensive und Steuerreform noch vorgegeben. Aber sobald dann Anfang des kommenden Jahres größere Reformen verhandelt werden müssen, wird Türkis-Grün gegen die Wand fahren.
Mit Schallenberg als Diplomaten-Kanzler wird jetzt (zumindest vordergründig) einmal die für unser Land so wichtige Ruhe einkehren. Aber 2022 wird der Ton wieder deutlich rauer. Dann führt an einer Neuwahl kein Weg vorbei.