Ein Kommentar von oe24-Chefredakteur Niki Fellner.
Pamela Rendi-Wagner hat mit der Entscheidung, allen SPÖ-Mitgliedern die Vertrauensfrage zu stellen, eine beigelegte Obfrau-Debatte völlig ohne Grund neu entfacht. Denn seit Freitag diskutiert die SPÖ nur noch darüber, ob sie die Richtige für den Chefposten ist oder nicht.
Ihrer Partei hat Rendi damit jedenfalls keinen Gefallen getan. Anstatt sich auf die alles entscheidende Wien-Wahl zu konzentrieren, sind die Genossen jetzt damit beschäftigt, die aufkeimenden Revolten gegen die SPÖ-Chefin abzudrehen. Denn ein schlechtes Ergebnis für Rendi bei der Vertrauensabstimmung (alles unter 80 %) wäre nicht nur für sie persönlich, sondern für die ganze SPÖ ein Super-GAU.
Dann würde die Obfrau-Debatte erst recht aufflammen – und das unmittelbar vor der Wien-Wahl. Ganz zu schweigen davon, was passiert, sollte Rendi die Vertrauensabstimmung sogar verlieren. Wie aufgeheizt die Stimmung in der SPÖ ist, zeigt das Protokoll der Vorstandssitzung, bei der ihre Mitgliederbefragung nur mit einer hauchdünnen Mehrheit von 12:10 Stimmen durchging. Zwei Stimmen weniger, und Rendi wäre schon am Freitag weg gewesen.
Der große Verlierer des Rendi-Schlamassels ist jedenfalls die Wiener SPÖ. Die muss in den nächsten Wochen für Rendi rennen, anstatt mit dem eigenen Wahlkampf zu starten. Tun die Wiener (und die anderen Bundesländer) das nicht, droht Rendi nämlich ein Wahldebakel, dass die SPÖ vor der Wien-Wahl erst recht beschädigen würde. Dann wackelt sogar die rote Hochburg …