Beliebtestes Ziel im Winter, Nummer 2 bei Kurztrips und Nummer 5 bei Haupturlaubsreise.
Die Deutschen haben im abgelaufenen Jahr verstärkt Urlaub in Österreich gemacht. "Bei den Winterzielen ist Österreich mit Abstand die Nummer eins", sagte Marktforscher Martin Lohmann am Rande der weltgrößten Tourismusmesse ITB in Berlin. Der größte Konkurrent ist hier allerdings die Fernreise, geht aus der aktuellen deutschen Reiseanalyse der Forschungsgemeinschaft Urlaub und Reisen (FUR) hervor.
"Es gibt Leute, die sich beides leisten können", so Lohmann. Sie entschieden sich dann für eines von beiden. Es handle sich zwar um zwei völlig unterschiedliche Produkte, aber die Reisesaison ist dieselbe. Bei den Fernreisen der Deutschen dominieren Südostasien, USA/Kanada und Südafrika. Der Marktanteil der weit entfernt liegenden Destinationen stieg im Zehnjahreszeitraum 2007 bis 2017 von 6 auf 8,4 Prozent.
Platz 5 bei Haupturlaubsreisen
Im vergangenen Jahr haben auch andere Alpenziele deutlich dazugewonnen: Doch die Hälfte des Zuwachses von 400.000 Reisenden in diesem Bereich entfiel auf Österreich. "Langfristig haben Bergziele aber gegenüber Strand- und Warmwasserzielen verloren", räumte Lohmann ein.
Bei der Zahl der Haupturlaubsreisen (länger als fünf Tage) der Deutschen liegt Österreich mit einem Anteil von 5 Prozent an fünfter Stelle - hinter Deutschland (28 Prozent), Spanien (13,1 Prozent), Italien (8,3 Prozent) und der Türkei (5,7 Prozent). Bei den Kurztrips ist Österreich mit einem Anteil von 4,2 Prozent die beliebteste Destination im Ausland. Dahinter folgen die Niederlande (3,7 Prozent), Frankreich (2,8 Prozent) und Italien (2,5 Prozent). Den Großteil der kürzeren Urlaube verbrachten die Deutschen 2017 im eigenen Land (74 Prozent).
Türkei und Nordafrika
Angesichts politischer Krisen und Terrorangst waren die Türkei und Nordafrika in den Jahren davor die Verlierer. "2017 hat man bereits eine deutliche Entspannung bemerkt", vermerkte Lohmann. Die deutschen Reiseveranstalter berichteten von einem spürbar wachsenden Interesse für diese Regionen. In Nordafrika wurde die Trendwende laut deutscher Reiseanalyse eingeleitet, die Türkei stabilisierte sich auf dem (niedrigen) Vorjahresniveau.
Das hänge auch mit der Intensität der Medienberichterstattung zusammen. "2016 waren die deutschen Medien unisono voll von Mitteilungen über die Situation in der Türkei - das wirkt natürlich", betonte Lohmann. Die Lage habe sich dort zwar nicht verbessert, aber in den Meldungen sei deutlich mehr Ruhe eingekehrt.
Hinzu kam, dass die großen Reiseveranstalter TUI, Thomas Cook & Co. ihre Flug- und Hotelkapazitäten in den Krisenländern reduzierten und mit ihrem Handeln das Urlauberverhalten natürlich auch steuerten. Das habe ebenfalls eine große Rolle gespielt. "Es gibt so eine Marktmacht der Produzenten", erklärte der Marktforscher.
Touristische Aspekte
Die Reisenden entschieden sich für die Urlaubsziele in erster Linie nach touristischen Aspekten - wenn das nicht entspreche, helfe es auch nicht, dass die Destination "sicher" sei. "Die Touristen werden nicht anfangen, Diktaturen abzustrafen", sagte Lohmann unter Verweis auf den Anstieg an Studienreisen in Richtung Iran, während die Türkei nach unten ging und die zahlreichen Spanien-Reisen während der Franco-Ära bis in die frühen Siebziger. "Die Vergangenheit hat gezeigt, dass sie sich nicht politisch interessieren, solange es sie als Urlauber nicht betrifft." Terrorangst drückt die Buchungen naturgemäß nach unten. "Niemand will im Urlaub erschossen werden."
Dass die Deutschen 2017 noch lieber nach Österreich reisten als schon in den Jahren davor, zeigen auch die vorläufigen Daten der Statistik Austria. Es kamen um 3,5 Prozent mehr deutsche Touristen - insgesamt waren es 13,4 Millionen. Die Zahl ihrer Urlaubernächtigungen erhöhte sich gegenüber 2016 um 1,7 Prozent auf 53,6 Millionen. Das ist ein erklecklicher Anteil, denn insgesamt verzeichneten die österreichischen Hotels, Pensionen und Ferienwohnungen im abgelaufenen Jahr 144,5 Millionen Nächtigungen (plus 2,6 Prozent), gebucht von 43,1 Millionen Gästen (plus 3,9 Prozent).